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Julius Andrews - Auf seinem Weg in die Zaubererwelt von Thorsten Oberbossel

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Julius betrat die Bibliothek, wo sich neben einigen Gryffindor-Erstklässlern Chuck Redwood und Lea Drake von den Slytherins aufhielten. Julius suchte Madam Pince, die dürre Bibliothekarin.

"Suchst du was bestimmtes?" Fragte sie den Ravenclaw-Erstklässler.

Julius überlegte und sagte dann leise:

"Ich suche die Bücher "Alles was Recht ist - Zauberergesetze für Jedermann" von Justicia Mallot und "Muggel und Magier - Vom Umgang zweier Welten" von Paris Rhadamantys. Ich hoffe doch, daß die frei verfügbar sind."

"Hast dir Zeit gelassen, wie? Normalerweise holen sich Muggelgeborene und Schüler mit einem Muggelelternteil diese Bücher fast direkt nach der Einschulung. - Sie sind beide frei verfügbar. Warte hier!" SagteMadam Pince und schlüpfte zwischen die hohen Regale, Richtung Zaubereigeschichte und -gesellschaft.

Julius sah, wie Lea Drake ihm zunickte. Er nickte zurück und ging leise zu ihr hin, als die Gryffindors sich gerade eine hitzige, wenngleich leise Debatte über Kräuterkunde lieferten.

"Hast du die Bücher noch nie gelesen?" Flüsterte die Slytherin.

"Wie sollte ich? Ich hatte wichtigeres zu tun. Allerdings denke ich jetzt, daß ich mich mal schlau machen sollte, wie Zauberer in der Muggelwelt behandelt werden und umgekehrt."

"Ich habe die Bücher auch gelesen. Sind sehr verständlich geschrieben mit Fallbeispielen und so. Sollte jeder Muggelgeborene lesen, um zu wissen, was sich in der Zaubererwelt gehört", flüsterte Lea Drake und sah Julius lauernd an.

"Ich bin bislang ziemlich gut hier zurechtgekommen", erwiderte Julius kühl.

"Ja, aber Hogwarts ist nicht die restliche Zaubererwelt. Wußtest du zum Beispiel, daß die Nennung des Namens des dunklen Lords in der Öffentlichkeit von Zauberern dahingehend bestraft werden kann, daß jeder Schaden, der durch Schreck oder Empörung über die Namensnennung entstehen kann, von dem bezahlt werden muß, der den Namen laut ausgesprochen hat?"

"Ach, so ein Gesetz gibt es? Ich dachte, man wird gleich hingerichtet, wenn man den Namen sagt", spottete Julius leise. Chuck rümpfte die Nase, während Lea verärgert dreinschaute. Sie sagte nur:

"Wie gesagt: Muggelkinder sollten diese Bücher lesen."

"Hier, Mr. Andrews. Die beiden Bücher sind es", sagte Madam Pince und stellte zwei armdicke Bücher auf den Tisch. Julius klemmte sich die beiden Werke unter einen Arm und verließ ohne Abschiedswort die Bibliothek. Er wurde nicht klar aus Leas Verhalten ihm gegenüber. Einerseits behandelte sie ihn nicht so herablassend wie die übrigen Slytherins, die er kannte. Andererseits verstand er nicht, warum er ihr imponieren sollte. Immerhin redete sie mit ihm ohne Zwang. Darin glich ihr nur Chuck Redwood. Die übrigen Slytherins machten einen großen Bogen um ihn oder taten ihr Mißfallen über seine Herkunft kund.

Im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws traf er Gloria, Kevin, Fredo und Marvin, die sich in ihre Aufzeichnungen vertieft hatten. Als Kevin die dicken Bücher sah, fragte er:

"Auf welche Prüfung willst du dich denn jetzt noch vorbereiten?"

"Auf die Sommerferien, Kevin. Das sind die Bücher über die Zauberergesetze, in denen ich lesen wollte", sagte Julius.

"Du glaubst doch nicht, daß du die bis zum Ferienanfang durchkriegst", wandte Gloria ein.

"Ich lese mir nur die Kapitel über den Umgang mit nichtmagischen Menschen durch und vor allem die Gesetze, die in meinen Briefen erwähnt wurden. Ich hol mal eben den Brief, wo das drinstand", entschloß sich der Sohn zweier Nichtmagier und ging in den Schlafsaal, wo er aus seinem Koffer die Liste mit seinen magischen Vorkommnissen herauskramte. Danach kehrte er in den Gemeinschaftsraum zurück und klappte das Buch "Alles was Recht ist" auf.

"Hier stehen die entsprechenden Gesetze nach ihrer Nummer gegliedert drin", stellte er laut fest und schlug die Seite auf, wo der Abschnitt 144 beschrieben wurde. Er las leise, nickte dann und suchte den zweiten angesprochenen Abschnitt aus dem Brief.

"Interessant", murmelte Julius und grinste gehässig.

"Was gibt es so interessantes an einem Zaubereigesetz?" Fragte Gloria und lehnte sich ungefragt zu Julius hinüber, um zu lesen, was ihn so amüsierte.

"Gesetzesabschnitt 324, der auch als Eingliederungsabschnitt bezeichnet wird", las sie halblaut, "legt fest, daß alle magisch begabten Menschen, die keinen einzigen lebenden Magier in der Verwandtschaft haben, ab dem zehnten Lebensjahr zur Ausbildung an einer höheren Zaubererschule herangezogen werden, da die Ausbildung der magischen Kräfte zum gegenseitigen Nutzen von nichtmagischen Menschen (Muggeln) und Hexen und Zauberern geleitet werden muß, um jeden möglichen Unfall zu vermeiden, der durch versehentliches Zaubern geschehen kann. Hierbei sind vier wichtige Unterabschnitte zu erläutern:

Abschnitt a) besagt, daß Kinder, bei denen das Vorhandensein von Magie eindeutig festgestellt werden konnte, eine schriftliche Erklärung zugeschickt bekommen, in der sich eine weiterführende Zaubererschule offenbart und die sofortige Aufnahme in besagte Schule erklärt. Eine umfassende Erläuterung des Schulauftrags und eine kurze Beschreibung der Zaubererwelt sollten dringend in einer derartigen Erklärung enthalten sein.

Unterabschnitt b) legt fest, daß nach erfolgter Aufnahmeerklärung den magiebegabten Kindern aus Nichtmagierfamilien jede Hilfe gewährt werden muß, die zu einer sozialen und finanziell abgesicherten Eingliederung in die Welt der Zauberei führt. Dabei gilt, daß erziehungsberechtigte Erwachsene aus der Welt der Nichtmagier zwar weiterhin über Art und Umfang der Zaubereiausbildung befinden, diese jedoch nicht grundsätzlich verbieten können."

"Darüber habe ich gegrinst, Gloria. Lies mal den dritten Unterabschnitt!" Forderte Julius.

"Unterabschnitt c) berechtigt bei totaler Verweigerung der Zaubereiausbildung, wie sie im Unterabschnitt a) vorgeschrieben ist, zur Anwendung überzeugender Maßnahmen. Hierbei sind Mittel wie ständige Kontaktaufnahmeversuche, unangemeldete Besuche aus der Zaubereischule, bis hin zur Fahndung nach erkannten Kindern mit magischer Begabung zulässig. Geht die Verweigerung der Zaubereiausbildung ausschließlich von den nichtmagisch begabten Erziehungsberechtigten aus, so erfüllt dies die Gültigkeit von Unterabschnitt d).

Unterabschnitt d) widerruft im Fall von gewaltsam durchgesetzten Fernhaltens magisch begabter Kinder von der mit ihrer Ausbildung beauftragten Zaubereischule die Erziehungsberechtigung der nichtmagischen Erwachsenen im Umfeld der entsprechenden Kinder. Nach dreimaliger Verwarnung der Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten Nichtmagier kommt es zu einer Anhörung. Hierbei werden sowohl die nichtmagischen Erziehungsberechtigten zusammen mit dem zur Ausbildung empfohlenen Kind vor eine Kommission akademischer Zauberer des jeweiligen Zaubereiministeriums gebracht, wo sie die letzte Chance haben, ihre Haltung zu korrigieren. Falls dies nicht geschieht, bestimmt die Kommission einen dem Ministerium bekannten Vormund aus der Zaubererwelt, der das Familienleben des Kindes überwacht und für die Ausbildung in der Zaubereischule verantwortlich ist. Dem Vormund steht es zu, bei Bedarf das bisherige Leben des Kindes in seiner Nichtmagierfamilie zu beschränken oder gar zu beenden."

"Da steht auch was zur Finanzierung, wenn die Muggeleltern nicht bereit sind, die Ausbildung zu bezahlen", sagte Julius.

"Das ist im Gesetz 144 festgelegt, in dem generell drinsteht, daß magisch begabte Kinder jede Möglichkeit der Ausbildung erhalten müssen, die angeboten wird, auch bei finanziellen Engpässen der Verwandten", erinnerte sich Gloria.

"Ja, aber jetzt zu diesem heftigen Ding hier", meinte Julius und tippte auf die Buchseite mit dem gerade vorgelesenen Gesetzestext. "Wenn meine Eltern jetzt sagten, sie wollen mich nicht mehr nach Hogwarts lassen und kein Geld in Gringotts deponieren, um mich quasi zahlungsunfähig zu halten, was passiert dann. Wird ihr Vermögen geschätzt, oder was?"

"Das steht hier nicht in diesem Unterabschnitt. Da müßtest du dich wohl durch das ganze Buch lesen", sagte Gloria und setzte sich wieder richtig auf ihren Stuhl.

"Ich stell mir das gerade vor, wie eine Gruppe Zaubererpolizisten in unserem Wohnzimmer materialisiert und meine Eltern und mich vor Gericht bringt."

"Wie verstehe ich das jetzt, Julius. Muggelkinder müssen in Muggelschulen, wenn sie keine Magie besitzen. Wenn sie als Zauberer und Hexen erkannt wurden, müssen sie in eine höhere Zaubereischule, wie eben Hogwarts", beteiligte sich Kevin an der Unterhaltung.

"So lese ich das hier. In der Muggelwelt muß jedes Kind eine Mindestzeit von zehn Jahren zur Schule gehen. Ich denke mal, dieser Zaubereiminister hat das mit der Muggelregierung entsprechend ausgehandelt, daß das genauso für zaubereibegabte Kinder gilt, daß sie dann eben eine Zaubererschule besuchen müssen", vermutete Julius. Gloria nickte.

"Stell dir nur einmal vor, es liefen mehrere Zauberer und Hexen in der Muggelwelt herum, die nur wissen, daß sie was außergewöhnliches können, aber nicht warum und wozu es gut oder schlecht ist. Das gäbe doch ein Chaos."

"Solche Leute liefen bei den Nichtmagiern unter Mutant, Monster oder Alien, also einem Wesen von einem anderen Planeten. Ich verstehe, was dieses Gesetz soll. Ich bin schon auf die Fallbeispiele gespannt, die in dem anderen Buch drinstehen", sagte Julius Andrews.

"Gemäß der Dokumente, die in den Archiven für zauberische Geschichte lagern, haben die damaligen Ängste vor Magie und damit begabten Leuten zu unsäglichen Massenmorden geführt, weil es eben manchen Magier gab, der sich über die Vorgaben der Zauberergesetze hinweggesetzt und Macht in der Muggelwelt zu ergreifen versucht hat", erläuterte Gloria Porter.

"Ja, und wie siehst du jetzt das Verhältnis zu deinen Eltern, wenn sie dich wirklich von Hogwarts fernhalten wollen?" Fragte Fredo.

"Du meinst, ob ich ihnen dabei helfen würde, Fredo? Darauf antworte ich mit einem klaren Nein. Ich habe erkannt, daß ich hier, beziehungsweise in einer Zaubererschule lernen muß, um mit diesen Grundfähigkeiten klarzukommen. Ich könnte doch auf keine andere Schule mehr gehen, ohne Angst zu haben, daß ich entweder jemandem was tu oder von anderen Leuten ausgenutzt werde. Von mir aus werde ich nächstes Schuljahr wieder im Zug hierher sitzen. Falls nicht, ist was passiert, was ich nicht wollte", erklärte Julius.

"Meine Tante Geraldine, die ja das Austauschjahr in Beauxbatons mitgemacht hat, erzählte meinen Eltern und mir mal von einem Muggelgeborenen Erstklässler dort, der keine Lust hatte, sich zum Zauberer ausbilden zu lassen. Er hatte immer seinen Zauberstab im Zimmer liegen lassen, die Zaubertränke absichtlich vermurkst und nichts an Hausaufgaben abgeliefert. Briefe an seine Eltern wurden nur mit dem Satz beantwortet: "Dann schicken Sie das Kind doch wieder nach Hause." Davon war eine gewisse Professeur Faucon nicht besonders begeistert. Sie hat das Kind quasi in Einzelhaft nehmen lassen und den Eltern mit dem Entzug der Erziehungsberechtigung gedroht. Der Schüler wurde danach zumindest in der Schule arbeitsam, wenngleich meine Tante vermutet, daß er nach ihrem Austauschjahr nicht mehr wiederkommen wollte."

"Gute Idee. Hätte ich auch machen sollen", sagte Julius.

"In Hogwarts ist Filch für die Disziplinierung zuständig. Sowas solltest du nicht einmal im Traum denken", sagte Fredo. Julius sah Glorias verärgertes Gesicht und Kevins Unbehagen.

"Was, Filch? Besser als Snape", antwortete der Sohn eines Forschungsdirektors in einer Chemiefabrik.

"Wie gesagt: Du kommst auf jeden Fall wieder hierher. Hast du nicht auch mal erzählt, daß jemand, der sich in Schulfächern gut auszeichnet, immer gute Noten bringen muß? Ich denke, Professor Sprout und Professor Sinistra würden dich für krank erklären, wenn du dich im nächsten Jahr auch nur um eine halbe Note verschlechterst", vermutete Gloria Porter mit gehässigem Tonfall.

"Bei denen würde ich mich auch nicht verschlechtern. Da muß man ja nicht zaubern", antwortete Julius.

"Lies dir die Bücher weiter durch! Dann kommst du nicht mehr auf so abwegige Gedanken", riet Gloria und vertiefte sich wieder in ihre Aufzeichnungen.

"Außerdem könntest du woanders nicht so gut Quidditch trainieren wie hier", fügte Kevin Glorias Einwand hinzu.

"Stimmt", pflichtete Julius seinem Bettnachbarn bei. Dann las er weiter in dem Gesetzbuch und legte sich das Buch mit den Fallbeispielen daneben, um direkt zu vergleichen, wie die an sich schon einfachen Gesetzestexte gemeint waren.

Als die Hogwarts-Schüler nach dem Abendessen in ihre Gemeinschaftsräume zurückkehrten, liefen Julius und Kevin die beiden Hollingsworths über den Weg. Unvermittelt fand sich der Muggelgeborene in einer doppelten Umarmung wieder und erstarrte vor Verwunderung, als die beiden Mädchen ihn auf die Wangen küßten und auf die Schultern Klopften.

"Hallo, Mädels! Habe ich was gewonnen?" Fragte Julius und wischte eine braune Haarsträne aus dem Gesicht, die von Betty oder Jenna hängengeblieben war.

"Professor Sprout hat uns gerade gesagt, daß wir die besten Hufflepufffs im Zaubertrankunterricht seien. Sie hat uns unsere Endnoten bei Snape schon mitgeteilt. Sie meinte, daß sei aufbauend für uns."

"Gut, die prüfungen sind für uns ja auch schon gelaufen. Die anderen müssen noch alles abstrampeln. Aber was hat das mit mir zu tun, daß ihr mich fast erdrückt?" Wollte Julius wissen.

"Tiefstapler", knurrte Kevin und ging weiter.

"Dumme Frage", meinte Jenna Hollingsworth. "Oder hast du einen Doppelgänger, der mit uns die ganzen Tränke so durchgesprochen hat, daß wir das auch richtig anwenden konnten?"

"Nicht daß ich wüßte. Und was habt ihr gekriegt?"

"eine Drei Minus, beide. Das ist die beste Jahresendnote in zaubertränken für Hufflepuff-Schüler seit zehn Jahren", sagte Betty.

Aus dem großen Saal kamen die drei Slytherins Malfoy, Crabbe und Goyle und sahen, wie Julius von den beiden Mädchen umringt wurde.

"Ach neh, das Schlammblut kriegt wohl schon Anwandlungen, sich Begleitung zu suchen. Dann sollten sich die beiden aber gut waschen, bevor sie noch wen anderes anstecken."

Betty und Jenna liefen rot an und sahen den blaßgesichtigen Jungen an, dessen bullige Begleiter dumm und laut lachten.

"Freust dich, daß der Hippogreif, der deinen halben Arm gefressen hat heute einen Kopf kürzer gemacht wird, wie, Malfoy? Eher sollte der sich freuen, daß er nicht an der schleichenden Vergiftung sterben muß, die dein Fleisch ihm beschert hat", erwiderte Julius ungehemmt und sah die beiden großen Jungen ruhig an, als wolle er ihnen zeigen, daß er keine Angst vor ihnen hatte.

"Was fällt dir ein, du .."

"Schlammblut hast du schon gesagt, Draco. Du langweilst", unterbrach ihn Julius forsch. "Und was die beiden Mädchen angeht, so hast du mit denen nichts zu schaffen. Wie ich hörte bist du bereits vergeben", sagte Julius noch. Draco Malfoy starrte ihn böse an und schnaubte:

"Welcher Idiot erzählt so einen Schwachsinn. Von uns kann das keiner gewesen sein. Die reden nämlich nicht mit Muggelbrütigen, wenn sie nicht müssen", sagte Malfoy.

"Aber du mußt?" Fragte Julius Andrews schnell.

"öh, verreck doch", knurrte der Slytherin-Drittklässler und pfiff seine beiden Begleiter zurück, bevor sie sich auf Julius stürzen konnten.

"Kommt, wir feiern meinen Sieg über das Monster", tönte Draco Malfoy und zog mit den beiden Kameraden ab.

"Sag mal, du hast keine Angst vor den Beiden?" Fragte Jenna.

"Das hat nichts mit Mut oder Angst zu tun, Jenna. Die beiden übergroßen Jungs tun nichts, was ihnen nicht befohlen wird. Außerdem kommt da gerade der Schulsprecher mit Penelope", wies Julius auf Percy Weasley hin, der mit der Vertrauensschülerin der Ravenclaws in den Korridor einbog, in dem die drei Erstklässler standen.

"Was ging hier vor?" Fragte Percy und warf sich in erhabene Pose.

"Mr. Malfoy mußte sich in seinem Siegestaumel über den bevorstehenden Tod des Hippogreifs darüber auslassen, was er von Muggelgeborenen hält. Ich sagte ihm, daß er langweilig sei, da ja jeder wisse, was er denke", erklärte Julius ruhig.

"Er hat dich wieder beleidigt, richtig?" Wollte Penelope wissen.

"Kein Kommentar", erwiderte Julius ruhig.

"Was heißt denn hier kein Kommentar? Willst du ihm das durchgehen lassen?" Empörte sich Percy.

"Warum soll ich mich über jemanden aufregen, der meiner Meinung nach nicht weiß, welchen Unsinn er redet, Mr. Weasley. Der wird die Lust an mir verlieren, wenn er merkt, daß ich ihn nicht ernstnehme, falls er nicht vorhat, mir was anzutun. Und wenn das passiert, sage ich bescheid", erläuterte Julius.

"Vielleicht funktioniert diese Taktik, Percy", gestand Penelope dem jüngeren Hauskameraden zu. "Draco Malfoy hält nichts von Muggelgeborenen. Und wenn ich die letzten Sätze noch richtig verstanden habe, dürfte sich Mr. Malfoy jetzt fragen, wieso er sich derartig dumm angestellt hat, daß er tönt, niemand von Slytherin würde mit Julius oder anderen Muggelkindern reden, es aber selber tut, ohne einen Grund dafür zu haben."

"Dennoch kann er sich doch nicht ständig derartig herablassend gebärden, Penny!" Widersprach Percy und warf sich in eine erhabene Pose.

"Ich habe keine Probleme mit dem Herren, Percy. Mein Vater ist in unserer Welt genauso wichtig wie sein Vater in der Zaubererwelt", antwortete Julius

 

"Moment! Was meinst du mit unserer Welt?" Wollte Percy Weasley wissen. Penelope Clearwater lief leicht rot an und sprach:

"Unser Neuzugang kommt manchmal davon ab, daß er eigentlich ein Zauberer ist und bezeichnet mit "unserer welt" die Muggelwelt, der er entstammt."

"Genau", gab Julius gehässig zurück.

"Achso", sagte Percy und sah Julius bedauernd an.

"Ich weiß, daß mein Vater gewisse Vorlieben für Muggeldinge hegt, aber Zauberer immer noch als Bestandteil seiner Welt ansieht. Insofern dürfte die Weltenfrage rein akademisch sein."

"Bitte?" Fragte Jenna Hollingsworth.

"Er will damit sagen, daß man ruhig diskutieren kann, wie eine Welt aussieht, in der zwei und zwei fünf ergibt, weil es in der richtigen Welt nicht so ist", versuchte sich Julius an einer Deutung.

"Du riskierst noch einen Punkteabzug, wenn du derartig respektlos mit dem Schulsprecher redest", warnte Penelope Clearwater den Hauskameraden.

"Wieso? Ich habe doch recht. Ich muß mit zwei Welten klarkommen und damit fertigwerden, von jeder als einer der ihren bezeichnet zu werden. Meine Eltern würden sagen, daß meine Zaubererfähigkeiten mich nicht dazu berechtigen, mich für anders zu halten als sie selbst sind. Ihr hier sagt, weil ich zaubern kann bin ich automatisch ein Mitglied der Zaubererwelt. Beides stimmt natürlich. Daher kann ja ruhig diskutiert werden, welche Welt nun meine ist, weil auf beiden Seiten genug Gründe dafür und dagegen sprechen. Aber ich fürchte, ich langweile die beiden Mädchen."

"Neh, das ist höchst interessant", widersprach Betty sofort. "Justin Finch-Fletchley aus der dritten Klasse kommt doch auch von den Muggeln und hat uns schon interessante Berichte geliefert, wie schwer es ist, sich zurechtzufinden. Aber seine Eltern haben sich schnell damit abgefunden, daß er ein Zauberer ist. Deshalb macht er auch nicht so ein Gerede um seine eigentliche Zugehörigkeit."

"Ich meinte mit akademisch, daß es eindeutig ist, daß du ein Zauberer und somit kein Muggel bist", stellte Percy Weasley mit überzeugter Tonlage fest.

"Zweierlogik. Ja oder nein. Dem muß man entgegenhalten, daß meine Eltern keine Zauberer also Muggel sind, wodurch sich diese Einteilung wieder aufhebt. Eins minus eins gibt null. Somit bin ich wanderungsfähig und kann mir die Welt aussuchen, die mir gerade in den Kram paßt", konterte Julius.

"Fünf Punkte Abzug für Ravenclaw wegen fortgesetzter Respektlosigkeit dem Schulsprecher gegenüber", bestimmte Percy frustriert und zog sich mit Penelope Clearwater zurück, die Julius' letztes Argument offenbar nicht so einfach abtun wollte. Denn sie sah dem Erstklässler ihres Hauses noch mal in die Augen und setzte an, etwas zu sagen. Ließ es aber bleiben.

"Mach den Jungen nicht fertig, Julius. Der ist sein letztes Jahr hier und hat den schwierigsten Job, den ein Schüler hier bekommen konnte", sagte Jenna und lachte, als Penelope und Percy verschwunden waren.

"Wenn Gloria und Pina das mitbekommen hätten, dürfte ich mich im Krankenflügel melden, weil mir eine von denen den Krauthaarfluch oder sonst etwas gemeines angehext hätte", meinte Julius und ging mit den beiden Hollingsworth-Schwestern ein Stück, bevor er einen anderen Weg einschlagen mußte, um sein Haus zu erreichen.

"Wieso ist das eigentlich respektlos, was zu sagen, was nicht so einfach zu verstehen ist?" Wollte Betty wissen.

"Weil ich nicht auf ihn gehört und etwas gegen seine Ansicht gesagt habe, Betty. Nicht nur das: Ich habe es gewagt, ihm das Gegenteil zu beweisen, zumindest auf der von ihm gewählten Grundlage der Zweierlogik, wo nur Jas und Neins zählen. Meine Muttter arbeitet mit Maschinen, die nur so funktionieren. Machst du da einmal was, was nicht einfach mit einer Ja-Nein-Antwort geklärt werden kann, fallen die aus oder arbeiten völlig verkehrt. Und gerade auf die Frage, wohin man mich einordnen soll, hätten solche Maschinen keine Antwort finden können. Insofern war es einfach für mich, unserem Schulsprecher als respektloser Knabe vorzukommen."

"So gesehen kannst du aber in der Muggelwelt nicht richtig arbeiten, weil du dich immer beherrschen mußt, um nicht aus Versehen zu zaubern. Das reicht aus, um zu bestimmen, wohin du gehörst", tat Jenna ihre Ansicht kund. Julius nickte nach kurzer Überlegung.

"Der Hut wird langsam alt", sagte der Sohn von Martha und Richard Andrews.

"Wieso der Hut? Meinst du den sprechenden Hut?" wollte Jenna wissen.

"Genau. Mit dem Argument von gerade eben hättest du mich vor Percy richtig gut aushebeln können. Angeblich sei gutes Denken oder schnelle Auffassungsgabe eine Ravenclaw-Eigenschaft, so der Hut."

"Was meinst du, weshalb der bei mir so lange gebraucht hat, um mich zuzuteilen", lächelte Jenna Hollingsworth. "Der hat sich gewundert, daß er mich nicht genauso einteilen konnte wie Betty. Dann hat er mich doch glatt gefragt, ob ich wirklich mit meiner Schwester zusammenwohnen will, obwohl ich doch bei euch in Ravenclaw besser aufgehoben sei. Ich antwortete ihm, daß ich das nicht für so wichtig hielt, und deshalb wohne ich mit Betty zusammen", verriet Jenna, weshalb der Hut bei ihr länger gebraucht hatte.

"Soso. Ich dachte, der wollte dich nach Slytherin stecken", wandte Julius ein.

"Nein, das war von vorn herein klar, daß ich da bestimmt nicht landen würde. Wolltest du da vielleicht hin, Julius?"

"Bloß nicht. Du siehst ja, was manche hohen Herrschaften dort von mir halten. Nein, ich bin froh mit dem, was der Hut für mich entschieden hat. Deshalb muß ich mich auch jetzt verabschieden, um mein Haus noch zu erreichen. Bis morgen dann, Mädels!" Verabschiedete sich Julius und winkte den beiden Schwestern zu.

Julius stand wieder einmal vor einem leeren Eingangstürgemälde. Über der gemalten Blumenwiese stand die Sonne, so wie auch draußen. Bruce und Maggy waren mal wieder nicht zu sehen. Julius tippte mit dem Zauberstab an das Gemälde und murmelte das Passwort: "Mare Tranquillitatis!"

Das Gemälde blieb wo es war. Julius legte sein rechtes Ohr an die bemalte Leinwand und lauschte. Er hörte Gemurmel aus dem Gemeinschaftsraum. Julius dachte an Flitwicks Frage, ob er den Reinitimaginus-Zauber kenne. Offenbar konnte man damit ein lebendiges Wesen auf einem Bild dazu bringen, zurückzukommen. Aber wie genau das gehen sollte, wußte er nicht.

"Na toll! Alle anderen sind da drin und ich Idiot häng hier draußen fest", grummelte Julius Andrews.

Ein leises Schwirren von rechts ließ den Jungen zusammenfahren. Dann tauchte die gemalte Ausgabe der damaligen Quidditchspielerin Aurora Dawn im Gemälde auf und schwang sich mit dem Besen über der Blumenwiese aus und landete federnd neben einem frisch aussehenden Kuhfladen.

"Hups! Fast wäre ich da reingetreten", sagte die jüngere Ausgabe der ehemaligen Ravenclaw-Bewohnerin und lächelte Julius an.

"Was machst du denn hier?" Fragte Julius.

"Ich habe jemanden gesucht - und gefunden. Ich wollte mir ansehen, wie es dir nach den ersten Prüfungen gegangen ist. Die Leute in den Gemälden vor Hufflepuff haben mir verraten, daß deine Klassenkameradinnen mit den braunen Haaren relativ gute Noten bei Professor Snape bekommen hätten. Außerdem wollte ich wissen, wie deine Besenflugendprüfung gelaufen ist."

"Elf von zwölf", erwiderte Julius stolz. Dann fragte er:

"Kannst du dieses Gemälde nicht für mich zur Seite schwingen. Du weißt doch, daß ich hier wohne."

"Da ich das nicht kann, ist es auch nicht wichtig, daß ich das nicht darf, Julius. Gemalte Leute in Hogwarts mußten bei ihrer Schöpfung einen Schwur ablegen, niemals irgendwem ohne Berechtigung den Weg frei zu machen. Außerdem können nur angestammte Bewohner eines Bildes damit herumschwingen. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder eines anderen Bild herumschwingen könnte?"

"Sollen wir uns dann hier unterhalten, du auf einer Blumenwiese in einem Gemälde, ich vor einer verschlossenen Tür?" Fragte Julius.

"Warum nicht. Das Wetter hier ist doch schön. Wußtest du eigentlich, daß man Bilder so verzaubern kann, daß sie immer dem Wetter draußen entsprechen?"

"Habe ich mir gedacht", sagte Julius unbeeindruckt. Dann fragte er:

"Professor Flitwick hat mir angedeutet, daß es einen speziellen Zauber geben soll, der Reinitimaginus-Zauber heißt. Kennst du den?"

Die gemalte Ausgabe Aurora Dawns schüttelte sich in ihrem blauen Ravenclaw-Umhang und blickte Julius befremdlich an.

"Kennst du das Gefühl, von einer risigen schwarzen Hand gepackt und brutal an deinen Wohnort zurückversetzt zu werden? So ist das für alle gemalten Leute, die man mit diesem Zauber dazu zwingt, in ihr Heimatbild zurückzukehren. Andererseits geschähe es dieser dummen Kuh recht, wenn jemand sie auf diese Weise einfängt. Außerdem läuft dieser Black noch frei herum, und du solltest nicht allein vor einem Eingang herumstehen. Also paß auf!

Du nimmst den Zauberstab, tippst damit einmal kurz an jede Ecke des Bildes. Dann ziehst du mit dem Zauberstab eine gedachte Linie von links oben nach rechts unten. Dabei sprichst du das Wort "Reinitimago!" Betone jede Silbe, also "re-i-ni-ti-ma-go"! Ziehe dann eine Linie von links unten nach rechts oben und formuliere dabei das Wort "Reinitimaginis"! Danach ziehst du eine gedachte Linie von der Mitte oben zur Mitte unten, ganz gerade, wobei du "reinitimagini" sagen mußt. Der vorletzte Schritt besteht darin, eine gerade Linie von der Mitte links zur Mitte rechts zu ziehen und "reinitimaginem" zu sagen. Wenn das alles gelaufen ist, tippst du genau in die Bildmitte und rufst klar und deutlich "Reinitimagine!". Hast du das alles verstanden?"

"Joh. Erst die Ecken antippen. Dann eine schräge Linie von links oben nach rechts unten, wobei ich "reinitimago" sagen muß. Dann, während ich von links unten nach rechts oben eine Schräge ziehe, sage ich "reinitimaginis". Anschließend ziehe ich eine gerade Linie von der Mitte oben zur Mitte unten und sage "reinitimagini". Dann kommt eine Linie vonder Mitte links zur Mitte rechts, wobei ich "Reinitimaginem" sagen muß. Dann, wenn diese vier Linien gezogen sind, muß ich in die Bildmitte tippen und "reinitimagine!" rufen. Ich schreibe mir das mal eben auf, Aurora", faßte Julius noch mal zusammen, wie der Zauber gehen sollte. Er holte ein Stück Papier aus seinem Umhang und einen Kugelschreiber und schrieb sich schnell die Schritte auf, die er einhalten mußte. Aurora Dawn auf dem Gemälde sah ihm zu und fragte:

"Muggelschreibzeug?"

"Joh! Zum schnell was aufschreiben besser geeignet als Federkiel und Tintenfaß", verkündete Julius stolz. Dann nahm er seinen Zauberstab.

"Mach das bitte erst, wenn ich aus diesem Bild herausbin! Ja?" Hielt die gemalte Ausgabe der ehemaligen Hogwarts-Schülerin Julius zurück, der gerade die erste Ecke des Gemäldes antippen wollte.

"Wieso? Passiert dir dann was?"

"Das kann man wohl sagen. Ich werde aus diesem Bild geschleudert und irgendwo hingeworfen. Ich habe das schon mal erlebt, daß jemand mich auf diese Weise aus einem Gemälde verbannt hat. Ich kam irgendwo vor einem Kerker heraus, mitten in einem Nachtwaldgemälde. War schon ziemlich unheimlich dort. Wir sehen uns dann irgendwann noch mal!" Sagte die gemalte Quidditchspielerin mit den schwarzen Haaren, saß auf ihren Besen auf und schwirrte gewandt aus dem Gemälde davon.

"Dann wollen wir doch mal sehen", sagte Julius eher zu sich als zu sonst jemandem. Er tippte jede Ecke des Bildes an. Dann zog er die erste Schräglinie. Dabei sprach er das erste der fünf verwandten Zauberwörter: "Reinitimago!" Zu seinem Erstaunen hinterließ der Zauberstab eine dünne grünliche Linie von links oben nach rechts unten. Julius dachte, daß dies wohl so in Ordnung gehe und führte den zweiten Schritt aus. Er kam sich dabei vor wie bei der Einstellung eines Computerprogramms. Wieder erschien eine grünliche Linie. Genauso war es mit der geraden Linie von oben nach unten durch die Mitte und von der Mitte links zur Mitte rechts. Nun glommen vier grünliche Linien auf dem Gemälde, die sich alle in der Bildmitte trafen. Julius tippte mit dem Zauberstab genau auf diesen Schnittpunkt aller Linien und rief das letzte der fünf Zauberwörter: "Reinitimagine!"

Schlagartig erhellte sich das Geflecht der Linien auf ein grelles Weiß und begann, sich im Uhrzeigersinn zu drehen. Bald füllte ein wirbelnder Kreis aus weißen Strichen das gesamte Gemälde aus. Dann fiel der wirbelnde Kreis in sich zusammen. Julius hörte ein Brausen wie von einem heftigen Sturmwind, während der sich drehende Kreis in der Bildmitte zusammenschrumpfte. Ein lauter Entsetzensschrei und ein ebenso angsterfülltes Muhen drangen wie aus weiter Ferne zu Julius herüber. Dann verlor das Gemälde alle Farben, wurde für eine Sekunde völlig grau, um dann mit einem Schlag seine gewohnten Formen zurückzugewinnen. Laut brüllend stand Maggy auf der Wiese, während sich Bruce, der Kuhhirte, wie nach einer rasanten Karussellfahrt um sein Gleichgewicht bemühte und nach Atem rang.

"Mare Tranquillitatis!" Rief eine Mädchenstimme hinter Julius.

"Ihr seid wohl wahnsinnig. Wißt ihr, wie brutal das ist, durch diesen Zauber zurückgeholt zu werden?" Lamentierte Bruce atemlos und hielt krampfhaft den Führstrick fest, an dem Maggy festgebunden war. Julius wandte sich kurz um, um zu sehen, wer das Passwort gesagt hatte und erkannte Penelope Clearwater, die hinter ihm stand.

"Mare Tranquillitatis, verdammt noch mal!" Fluchte Julius.

"Das ist eine Unverschämtheit! Erst Flitwick, und jetzt noch ein Erstklässler. Wer hat dir diese Gewalttat beigebracht?"

"Der Junge wollte hinein, und ich auch, Bruce. Also!" Sprach Penelope Clearwarter unbeeindruckt.

"Ist ja gut, ist ja gut!" Antwortete Bruce und schwang mit dem Gemälde zur Seite, so daß der Erstklässler und die Vertrauensschülerin den Gemeinschaftsraum betreten konnten.

"Ich habe erst gedacht, ich sehe nicht richtig. Doch dann wurde mir klar, daß du tatsächlich diesen Zauber anwendest und habe mich deshalb stillverhalten, um dich nicht zu unterbrechen", sagte die lockenhaarige Vertrauensschülerin zu Julius. Dann fragte sie:

"Hat dir Professor Flitwick diesen Zauber beigebracht?"

"Nein, eine gemalte Vorgängerin von dir", erwiderte Julius.

"Das hat die freiwillig gemacht? Dann wird die noch was zu hören kriegen von unserem werten Türhüter", bemerkte Penelope Clearwater.

"Wir dachten schon, der Kuhhirte ist mal wieder für länger ausgeflogen", sagte Gloria. "Als wir reinkamen, war Maggy gerade wieder einmal fortgerannt. Bruce wollte schon hinterher, als wir ihm noch das Passwort zurufen konnten."

"Wir brauchen wohl einen neuen Türhüter. Das kann ja nicht gehen, daß der kurz nach dem Dinner nicht mehr an seinem Platz ist, wenn alle in den Gemeinschaftsraum zurückwollen", maulte Julius.

"Was hat dich eigentlich aufgehalten?" Wollte Pina wissen, die einen Blick in Julius' Physikbuch warf, das Gloria vor sich liegen hatte.

"Betty und Jenna haben sich bedankt, weil Snape ihnen angeblich meinetwegen gute Noten gegeben hat. Hat euch Kevin das nicht erzählt?" Staunte Julius.

"Der lief mit Fredo und Eric in den Schlafsaal, kam dann wieder heraus und verschwand mit den beiden. Ich weiß nicht, wo die hinwollten", sagte Gloria.

"Dann hatte er auch eine interessante Diskussion mit unserem Schulsprecher", erwähnte Penelope etwas, daß Julius nicht unbedingt erzählen wollte.

"Mit Percy? Was wollte der denn?"

"Malfoy und Genossen haben Betty und Jenna angepöbelt und mal wieder versucht, mich zu ärgern. Percy Weasley wollte danach wissen, ob ihm das gelungen sei", erklärte Julius.

"Der Typ freut sich doch nur darauf, daß seine Wehleidigkeit belohnt wird", sagte Pina. "Weil er damals den Hippogreif falsch angefaßt hat und dafür gebissen wurde, soll dieses Tier nun sterben."

"Vielleicht hat Hagrid auch wirklich zu früh mit diesen Tieren angefangen", warf Gloria ein. "Aber heftig ist das schon, daß ein Tier dann sofort dran glauben muß, wenn es nicht artgerecht behandelt wird."

"Der Herr Malfoy hat sich falsch verhalten. Ich gehe fest davon aus, daß Hagrid schon weiß, wie man mit magischen Tieren umgehen muß. Er hat zwar eine merkwürdige Einstellung zu Monstern, würde aber niemanden in die Nähe wirklich gefährlicher Tiere lassen, ohne die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen", sagte Penelope Clearwater.

"So oder so. Wir können daran nichts mehr ändern", beendete Gloria das Thema.

Julius las weiter in den Büchern, die er sich aus der Bibliothek entliehen hatte. Dabei wechselte sein Gesicht von hochamüsiert, über angespannt bis betrübt, als er das Buch "Muggel und Magier" nach Fallbeispielen durchforschte, wie die Zaubererwelt mit der Welt der Nichtmagier umging. Wie Julius lasen auch andere Ravenclaws in Büchern, denn für manche Schüler der höheren Klassen standen noch Prüfungen aus, unter anderem für Dustin McMillan.

Es mußte wohl um zehn Uhr herum gewesen sein, als Julius das Buch zuklappte und gähnte.

"Müde, du Wohltäter armer Zwillingsschwestern?" Fragte Pina.

"Kann man sagen. Meine Energiereserven sind auffrischungsbedürftig. Ich werde froh sein, wenn alle Prüfungsergebnisse und Jahresendnoten rauskommen."

Gloria sah aus einem der Fenster des Gemeinschaftsraumes hinaus. Julius gesellte sich zu ihr und blickte in die wolkenverdunkelte Nacht hinaus.

"An und für sich hätten wir heute den Vollmond sehen müssen", meinte er im Flüsterton. Gloria nickte. Dann flüsterte sie zurück:

"Was stand in dem Werwolfartikel? Wenn der Mond nicht zu sehen ist, werden die Opfer der Lykanthrophie nicht verwandelt."

"So ist es", sagte Julius mit gedämpfter Stimme.

"Der Hippogreif ist entkommen, Leute!" Rief ein Fünftklässler, der gerade mit seiner Freundin durch den Portraiteingang geklettert kam. Kevin, der mit Fredo in einem Buch über berühmte Quidditchspiele gelesen hatte, schoß von seinem Stuhl hoch wie von einer Bogensehne geschnellt und eilte auf den älteren Hauskameraden zu.

"Wie, was?!" Rief er dem Fünftklässler zu.

"Diese Idioten vom Ausschuß zur Beseitigung gefährlicher Geschöpfe haben das Tier entkommen lassen. Sie sahen es noch, als sie ankamen. Als sie den Henker losschicken wollten, war der Hippogreif nicht mehr da", grinste der ältere Ravenclaw. Penelope Clearwater, einige ihrer Klassenkameraden und auch Gloria, Pina und Julius drängten sich zu dem Verkünder der unverhofften Nachricht.

"Wie? Die haben das Tier vorher noch sehen können, und dann war es auf einmal weg?" Fragte Kevin.

"Ja. Hagrid hat es draußen hinter seiner Hütte angebunden gehalten. Als der Henker losmarschieren wollte, war es weg. Fudge ist außer sich, genauso wie dieser McNair, der wohl allzugern sein Beil an diesem Hippogreifen ausprobiert hätte."

"Der sollte geköpft werden?" Fragte Julius angewidert.

"Was denkst du denn? Hätte man dem Tier einen Schlaftrank geben sollen?" Entgegnete der Fünftklässler. Dafür fing er sich von Kevin und Penelope einen bitterbösen Blick ein.

"In der Muggelgesellschaft werden gefährliche Tiere durch ein Gift getötet, daß ihnen in die Blutbahn gespritzt wird. Sie schlafen ein und sterben an verminderter Organfunktion, ohne sichtbare Schmerzempfindung", erzählte Julius.

"In der Zaubererwelt gibt es das nicht. Gifttränke werden nicht an Tiere verabreicht, und gegen Menschen sind sie verboten, wie jede Art von Mordwaffe", erläuterte die Vertrauensschülerin.

"Jedenfalls sitzt Hagrid mit Dumbledore zusammen und besäuft sich vor Glück, daß sein Liebling fort ist", verkündete der Fünftklässler. Seine Freundin sagte noch:

"Der hätte sich auch besoffen, wenn das Tier getötet worden wäre. Aber irgendwie hat da bestimmt wer was dran gedreht. Vielleicht hat Black das Tier entführt, um ein Reittier für die Flucht zu haben."

"Das würde doch auffallen", wandte Penelope Clearwater ein. "Wenn Black damit losfliegt, sehen das die Dementoren doch und holen ihn runter."

"So mächtig sind die auch nicht, daß sie hinter einem Hippogreifen herfliegen könnten. Wenn Black tatsächlich mit dem Vieh losgeflogen ist, ist er weg."

"Dementoren sind fast blind, Leute. Sie reagieren nur auf Gefühlsströmungen", warf Dustin McMillan ein.

"Woher weißt du denn sowas? Dumbledore hat doch alle Bücher über diese Wesen einziehen lassen", wunderte sich Penelope.

"Bücher sind nicht die einzigen Quellen, Penny. Ich habe in den Ferien interessante Eulenpost gekriegt, als ich zu Hause war. Einige, die damals mit ihnen zu tun bekamen, bevor Du-weißt-schon-wer verschwunden ist. Es gibt genug Hinweise darauf, daß Dementoren keine richtigen Augen haben."

"Woher wissen die dann, wer wer ist in Askaban?" Fragte Julius, dem etwas eingefallen war.

"Das hängt von den entsprechenden Gefühlsregungen der Gefangenen ab. Das ist genauso wie Parfüm, das benutzt wird oder der Klang verschiedener Stimmen", erklärte Dustin.

"Dann könnten sie nicht mit Sicherheit sagen, ob sie Black im Gefängnis hatten, falls dort jemand sitzt, der ähnliche Gefühlsregungen zeigt?" fragte Julius.

"Jeder denkt und fühlt auf seine eigene Weise. Es kann keiner Black immitiert haben, damit er fliehen konnte, wenn du das meinst."

"Genau, Dustin. Genau das schwebte mir gerade vor", bestätigte Julius.

"Deshalb ist das ja so unheimlich, daß Black entkommen konnte."

"Dementoren können also keine Gedanken lesen. Sie können nicht sehen, wen sie genau umsorgen. Wenn sie Gedanken lesen könnten, hätten sie Blacks Flucht vereiteln können", vermutete Julius. "Ich dachte anfangs, daß die Dementoren schon wie wir sehen könnten. Vielleicht gehen deshalb alle nichtmagischen Lichter aus, wenn sie in der Nähe sind, damit wir ihnen unterlegen sind."

"Eine interessante Theorie. Ich dachte eher an den Wärmeentzug, der Flammen schwächer glimmen bis erlöschen läßt", erwiderte Dustin.

"Nun, ich hoffe, daß wir das nie ausprobieren müssen, was genau stimmt", meinte Pina. Kevin hingegen sagte fröhlich:

"Wenn der Hippogreif weg ist, kriegt dieser großspurige Kerl Malfoy seine Rache nicht. Das gefällt mir."

"Mir auch, Kevin", pflichtete Julius dem Bettnachbarn bei.

Eine Weile diskutierten die Ravenclaws das Verschwinden des Hippogreifs, bis Julius und seine Klassenkameraden zu müde waren, um noch länger zu reden. Sie gingen in ihre Schlafsäle. Julius wollte noch etwas im Buch über die Zauberergesetze lesen, während Kevin, Fredo, Eric und Marvin sich sofort hinlegten und gleich darauf einschliefen. Julius zog den Bettvorhang so weit wie möglich vor, um im Licht seines Zauberstabes noch zu lesen.

Eine Viertelstunde, nachdem Julius sich ins Bett gelegt hatte, schwirrte etwas über seinem Bett, und eine erzürnte Stimme tadelte:

"Nicht schon wieder Sie! Sie wissen doch genau, daß mein Bild zu klein für uns beide ist."

"Entschuldigung, aber ich muß das Julius mitteilen", hörte der Sohn zweier Nichtmagier die Stimme der Aurora Dawn aus Madam Hoochs Mannschaftsbildersammlung und richtete schnell seinen Zauberstab, der noch glomm auf das kleine Gemälde Rowena Ravenclaws, in das sich die gemalte Quidditchspielerin halb hineingedrängt hatte.

"Was mußt du mir sagen?" fragte Julius leise.

"Sie haben den Flüchtigen. Black wurde von den Dementoren aufgestöbert und von Snape gefangengenommen, als er Harry Potter und dessen Freunde bezaubert hatte, daß er unschuldig sei. Man hat ihn nun in Flitwicks Büro eingesperrt, bis die Dementoren ihn holen."

"Ruhe! Ich will schlafen", knurrte Kevin zwischen Schlaf und Wachzustand.

"Sie haben Black erwischt", wiederholte Julius etwas lauter, was Aurora Dawn ihm eben erzählt hatte.

"Was? Wo?" Kam es von Fredo Gillers' Bett her.

"Er muß sich in der Heulenden Hütte von Hogsmeade versteckt gehalten haben. Lupin muß ihm dort Unterschlupf gewährt haben, sagt Snape. Ich habe es mitbekommen, als ich einen Rundflug durch den Trakt mit den Klassenzimmern gemacht habe", sagte die gemalte Quidditchspielerin, während sich Rowena Ravenclaws Miniaturbild aus dem Bilderrahmen herauswand und verschwand.

"Huh! Dann ist ja endlich der Spuk vorbei", sagte Kevin. Julius grübelte. Er sagte erst einmal nichts. Er sprang aus dem Bett, zog sich seine Hosen über den Schlafanzug und warf sich den Umhang um und jagte ohne weiteres Wort die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter. Kevin und die anderen Jungen blieben in ihren Betten.

Im Gemeinschaftsraum traf Julius auf die älteren Ravenclaws, die bereits hitzig mit Professor Flitwick diskutierten.

"Ach, Mr. Andrews! Haben Sie es auch gehört, daß der Verbrecher Black gefaßt werden konnte?" Fragte der Zauberkunstlehrer und Hausvorsteher von Ravenclaw.

"Ja, habe ich. Da ich ja ein kleines Bild von Rowena Ravenclaw bei mir im Schlafsaal hängen habe, konnte mich jemand besuchen, um mir diese Nachricht mitzuteilen", erklärte Julius sein Auftauchen.

"Ja, es ist richtig. Black konnte von Professor Snape dingfest gemacht werden. Wir warten nun noch darauf, daß die Dementoren von Askaban sich seiner annehmen", erzählte Flitwick.

"Und was machen die dann mit ihm? Wird er wieder eingesperrt? Foltern sie ihn vielleicht, um rauszufinden, wie er ihnen abhauen konnte?" Wollte Julius wissen.

"Darüber müssen Sie nichts wissen, Mr. Andrews. Glauben Sie mir, Sie schlafen ruhiger, wenn Sie nicht erfahren, welche Form von Strafe Black erwartet", zügelte der Zauberkunstlehrer Julius' Neugier.

"Das stand doch im Tagespropheten drin. Die Dementoren haben die Erlaubnis ...", setzte Leonard Pinetree an, wurde jedoch durch ein sehr energisches "schweigen Sie!" Flitwicks am Weitersprechen gehindert.

"Wie gesagt, meine Damen und Herren, das Schicksal von Sirius Black obliegt der Gerichtsbarkeit des Ministeriums für Zauberei und den Dementoren von Askaban. Mehr müssen Sie nicht wissen."

"Warum meinen Sie, sollten wir nicht wissen, daß Dementoren aus Menschen seelenlose Hüllen machen, die wie Zombies dahinvegetieren?" Fragte Gloria Porter, die mit Gilda Fletcher zusammen aus dem Mädchentrakt herunterkam und sich in die Diskussion einklinkte.

"Weil diese Vorstellung zu grauenhaft für euch junges Gemüse ist", wandte Leonard ein, bevor Flitwick etwas dazu sagen konnte.

"Das passiert Sirius Black also. Er stirbt nicht wirklich, aber leben kann er dann auch nicht mehr. Das ist ja heftig", erkannte Julius von Grauen geschüttelt.

"Wenn dem so ist, Ms. Porter, dann hat er sich diese Bestrafung verdient. Immerhin gelang ihm die Flucht aus Askaban. Im Interesse der Öffentlichkeit muß er dafür bestraft werden", sagte Flitwick.

"Dann hätten sie ihn gleich erschießen sollen", begehrte Julius auf.

"Das mag Ihre Auffassung sein, Mr. Andrews. Doch wir alle sind an die Rechtsprechung des Ministeriums gebunden. Ich bitte Sie alle darum, Ruhe zu bewahren. Womöglich brauchen wir ab morgen die Dementoren nicht mehr hier", sagte Flitwick, und jeder konnte sehen, daß ihn dieser Gedanke sehr erleichterte.

"In Ordnung. Sie haben ja recht, Professor", gestand Julius ein. Ihm lag nichts daran, sich mit dem Zauberkunstlehrer anzulegen.

"Falls Sie nichts wichtiges mehr zu tun haben, kehren Sie bitte in Ihre Schlafsäle zurück!" Forderte Professor Flitwick die Ravenclaws auf. Keiner begehrte dagegen auf. Gloria und Julius sahen sich nur kurz an, dann verschwanden sie in ihre jeweiligen Schlaftrakte.

"Und, haben Sie Black wirklich erwischt?" Begrüßte Kevin den Nachtausflügler, als dieser in den Erstklässler-Schlafsaal zurückkehrte.

"Ja, man hat ihn, Kevin", erwiderte Julius. Dann sagte er:

"Womöglich ziehen sie morgen die Dementoren vom Schloß ab."

"Das wurde ja auch Zeit", antwortete Kevin Malone. Fredo grummelte:

"Dann laßt uns jetzt schlafen. Wenn die Dementoren Black haben, kommt der nicht mehr auf dumme Gedanken."

Julius sagte dazu nichts mehr. Er legte sich wieder ins Bett und schwieg. Er dachte daran, was er immer gedacht hatte, seitdem er die Weltraumgeschichte von Lester und Malcolm gelesen hatte.

"Möglicherweise ist Black unschuldig, weil Dementoren nur Schuldgefühle und böse Erinnerungen in einem Menschen wachrufen können. Wenn Black sich einen Fluchtweg ausdenken konnte, ist er unbeschwert von Verzweiflung geblieben, was dafür spricht, daß er keine Schuldgefühle hat." Das war die Nachricht, die er Gloria auf einen Zettel geschrieben hatte, den sie, seiner Anweisung gemäß, nach dem Lesen sofort vernichtet hatte. Sie hatte Julius zugestanden, daß seine Begründung hinkommen konnte. Doch war das jetzt nicht alles unwichtig geworden? Die Dementoren würden Black holen, ihm, wie er erfahren hatte, durch irgendwas seine Seele entreißen und ihn damit zu einem Körper ohne Eigenwillen machen, eine leere Hülle.

Julius wußte nicht, wielange er sich darüber Gedanken gemacht hatte, bevor er einschlief.

 

 

Am nächsten Morgen herrschte eine Stimmung in Hogwarts, die einem aufgescheuchten Bienenschwarm alle Ehre gemacht hätte. Auf den Gängen tuschelte, Schwatzte und debattierte jeder Schüler mit Klassen- und Hauskameraden. Dann, beim Frühstück im großen Saal, platzte die Bombe: Black, den man auf Nummer Sicher zu haben geglaubt hatte, war in der Nacht aus Professor Flitwicks Büro entkommen. Niemand hatte eine Ahnung davon, wie er das geschafft haben konnte. Denn disapparieren ging in Hogwarts nicht.

"Wenn er sich nicht aus dem Schloß herauszaubern konnte, muß er von außen Hilfe erhalten haben", vermutete Dustin McMillan.

"Ja, aber alle lagen in ihren Betten. Mal abgesehen davon, daß niemand bei klarem Verstand einem gesuchten Verbrecher helfen würde, der dreizehn Menschen mit einem Fluch getötet hatte", wandte Penelope Clearwater ein.

Julius sah zu den Slytherins herüber, als dort Malfoys Stimme laut tönte:

"Dieser Lupin hat Black geholfen. Der Kerl ist ein verfluchter Werwolf. Kein Wunder, daß Black ins Schloß kam. Soviel zu Dumbledores merkwürdigen Personalentscheidungen."

"Angeber!" Knurrte Dustin. "Der tut so, als hätte er schon immer gewußt, daß Professor Lupin ein Werwolf ist. Dabei hat Snape es den Slytherins wohl erst heute morgen erzählt."

"Soso. Lupin ist ein Werwolf. Das es sowas gibt", erwiderte Julius gelangweilt.

"Du glaubst nicht an Werwölfe, wie?" Fragte Penelope Clearwater.

"Ich habe noch keinen gesehen", sagte Julius dazu nur. Gloria bemerkte dazu:

"Er hat nur die Mondtabellen und die Krankenzeiten von Lupin in Einklang gebracht. Außerdem hat sich ein Irrwicht vor Lupin immer in eine silberweiße schwebende Kugel verwandelt, die einem Vollmond ziemlich ähnlich sieht. Insofern sollte sich Malfoy nicht so aufplustern, daß er jetzt erst weiß, was mit Lupin los ist."

"Wundert mich, daß Snape es seinen Schützlingen solange vorenthalten hat", meinte Dustin.

"Unschuldig bis zum Beweis der Schuld, einschließlich Nachweis von freiwilligem Handeln. Abschnitt 415 des Zauberergesetzes, Unterabschnitt F) zur Bestimmung der rechtlichen Schuld eines Beklagten", zitierte Julius einen Artikel aus dem Zaubereigesetz.

"Soso, du frißt neuerdings nicht nur Kräuterkunde- und Zaubertrankbücher, sondern auch Zauberergesetzbücher. Guten Appetit!" Bemerkte Leonard dazu nur.

"Na klar! Ich muß doch wissen, worauf ich mich berufen kann, wenn ich irgendwas angestellt habe", rechtfertigte Julius das Lesen in den Gesetzbüchern.

".. Es ist doch ein Skandal, daß Black und dieser verfluchte Hippogreif entkommen sind. Mein Vater wird sich beschweren, beim Zaubereiminister!" Tönte Draco Malfoy so laut, daß alle es hören mußten, die nicht gerade selbst etwas sagten.

"Weichei!" Schnaubte Julius.

"Es ist schon seltsam, daß die beiden Vorfälle an einem Tag passiert sind", bemerkte Dustin nachdenklich. "Kommt mir beinahe so vor, als hätte Black seinen Auftritt und seine Flucht gezielt abgestimmt, um seinen Plan ausführen zu können. Hippogreife sind brauchbare, wenngleich unbequeme Flugreittiere", sagte Julius' Sitznachbar.

"Naja, Besen sind doch besser", warf Kevin Malone ein.

"Apropos, Kevin. Hast du noch die neue Rennbesen im Test?" Wollte Fredo wissen.

"Joh, habe ich noch", kam Kevins Antwort.

"Meine Eltern haben mir nämlich geschrieben, daß sie mir einen zum Geburtstag schenken wollen. Vielleicht nehme ich den Nimbus 2001, wie die Slytherins ihn haben."

"Der Komet 2/80 kommt dieses Jahr noch heraus. Hol dir lieber soeinen. Der Nimbus ist zwar schnell, aber teuer. Der Komet kann mit dem Nimbus 2001 zumindest in der Ausdauer und Manövrierfähigkeit mithalten", wandte sich Cho Chang an Fredo, die als Hausmannschaftsmitglied dachte, daß ihr Rat gefragt sei.

"Ich weiß nicht, ob ich mir gerade einen Besen zulegen will, wie die Slytherins ihn haben", warf Julius ein. "Abgesehen davon, daß der 2001 bestimmt in einem Jahr überholt ist. Wenn du recht hast, Cho, haben die den Komet schon ziemlich nah an die Nimbus-Qualität herangebracht. Aber ich habe in einem Artikel was über nordamerikanische Superbesen gelesen, mit denen man sogar in der Luft stehen kann und mit Unterschrittgeschwindigkeit fliegen kann, ohne durchzusacken."

"Die Kolibris", wußte Cho. "Sie werden jedoch nur in den USa und Mexiko verkauft und unterliegen strengen Zollauflagen. Die Amerikaner wollen diese Supertechnik nicht der europäischen Konkurrenz überlassen. Ich habe das auch gelesen, daß die dem nahekommen, was in der Muggelwelt mit Hebeschraubern bezeichnet wird."

"Hubschrauber, Cho. Entschuldigung, daß ich dich korrigiert habe", sagte Julius und lief leicht rosa an, weil Cho ihn entgeistert ansah, nicht zornig, aber verlegen, eben so, wenn man was dumm klingendes gesagt hat, wo man doch etwas wichtiges sagen wollte.

"Aber dann stimmt das wohl, oder, Julius?"

"Dem Artikel nach ja. Beschleunigung von 0 auf 200 Stundenkilometer in 12 Sekunden. Mindestfluggeschwindigkeit 0. Direkter vertikaler Aufstieg ohne Senkrechtstellung des Besens, Seitwärtslenkbarkeit und präzise Drehbarkeit um jede Flugachse. Wer so ein Gerät fliegt, kann jeden schnellen Besen locker austanzen. Wäre interessiert, wie sowas gegen einen Feuerblitz steht", äußerte sich Julius.

"Wie gesagt. Diese Wunderbesen gibt's nur in Amerika."

"Schade, daß die Amerikaner die Qualifikation zur Weltmeisterschaft verpaßt haben. Dann hätten wir das sehen können", meinte Kevin, der die Sportberichte regelrecht verinnerlicht hatte.

"Vielleicht fliegen die Kolumbianer auf diesen Präzisionsbesen", vermutete Julius, der wehmütig daran dachte, daß seine Eltern ihn bestimmt nicht zur Quidditch-WM lassen würden.

"Die Kolumbianer werden wohl mit den alten Sauberwischs fliegen. Ich habe da was gelesen, daß das Zaubereiministerium in Bogota keine Mittel für bessere Besen bereitstellen konnte", sagte Kevin.

"Dann gehen die doch unter, wenn Australien, Irland oder England mit dem Feuerblitz ankommt. Das wäre ja so, als würde man Fußballspielern zentnerschwere Stiefel anziehen, während die Gegner in leichten Schuhen herumlaufen dürfen", wandte Julius ein. Dann sagte er:

"Kann aber auch Taktik der Kolumbianer sein. Gezielte Untertreibung, um die Gegner in Sicherheit zu wiegen. Das hat's im Fußball auch schon gegeben. Da wurde verbreitet, daß der Spitzenspieler einer Mannschaft nicht spielen könne, und kaum war das Entscheidungsspiel angepfiffen worden, wurde der eingewechselt und schoß in fünf Minuten zwei Tore."

"Von taktischer Untertreibung verstehen Sie ja was, Mr. Andrews", mußte Gloria sich dazu auslassen, wie häufig ihr Klassenkamerad seine Fähigkeiten heruntergespielt hatte.

"Ja, ich spiel Fußball, Ms. Porter. Da ist sowas Spielentscheidend."

"Für Quidditch auch, Julius", sagte Roger Davis, der Kapitän der Ravenclaw-Hausmannschaft. "Vor vier Jahren hatten die Hufflepuffs einen Spieler, den sie "Traumtänzer" nannten, weil er beim Start immer so unbeholfen herumflog. Doch wenn der den Quaffel hatte, bekam den keiner zu fassen. Hat seinem Haus damit einmal fast den Pokal gesichert, wenn ihm ein Slytherin nicht im Entscheidungsspiel den Besen unterm Hintern weggehauen hätte", sagte Dustin. Der Junge konnte sich vom Absturz errholen und spielt heute für die Manchester Mosquitos als Jäger."

"Ja, stimmt. Betty Hollingsworth hat sowas erzählt. Der Typ war ein Held in Hufflepuff, wenngleich er bei den Professoren Sprout und Snape nicht gerade gut gelitten sein soll", erinnerte sich Julius, von diesem Wunderknaben schon gehört zu haben.

Die Posteulen beendeten die ungezwungene Unterhaltung. Sie brachten Päckchen und Briefe für die Schüler in den großen Saal. Gulliver, der Waldkauz und eine männliche Schneeeule landeten bei Julius. Der Schulwaldkauz ließ einen Brief für Julius auf den Tisch fallen, während die Schneeeule ein kleines Päckchen auf Julius Schoß purzeln ließ.

"Huch! Mein Geburtstag ist doch erst im Juli", staunte der Sohn von Muggeleltern. Gloria sah dem weißen Eulenvogel zu, wie er sich wieder erhob und mit den übrigen Posteulen davonschwirrte.

"Das war Kasimir, die Posteule von Onkel Vick. Weiß nicht, was der dir geschickt hat", sagte Gloria, während ihre eigene Eule Trixie einen Brief von ihren Eltern ablieferte.

Julius öffnete den Brief von Gulliver. Er besagte, daß die Dementoren am frühen Morgen von Hogwarts abgezogen worden waren. Es sei daher möglich, Julius' Eltern nach Hogwarts zu holen. Julius nickte und wollte das Päckchen öffnen. Doch Gloria flüsterte ihm zu:

"Mach das lieber draußen. Mein Onkel liebt verzauberte Päckchen, die mit lauten Fanfaren anzeigen, wenn man sie aufmacht. Ich bin oft genug darauf hereingefallen."

"Wieso schickt dein Onkel mir überhaupt was?" Flüsterte Julius zurück, während er das kleine Päckchen in seinem Umhang verschwinden ließ.

"Du hast ihm doch geschrieben, daß du Peeves erfolgreich geärgert hast. Wo er hier in Hogwarts war, gehörte er der sogenannten Peeves-Patrouille an, einer Bande von Hexen und Zauberern aus allen vier Häusern, die Peeves gut auf Trab gehalten haben", erwiderte Gloria Porter flüsternd.

"Aus allen vier Häusern?"

"Genau, Julius. Drei Hufflepuffs, eine Slytherin, zwei Gryffindors und eine Ravenclaw. Onkel Vick war damals in Hufflepuff", flüsterte Gloria.

"Heh, was gibt's denn da zu flüstern?" Wandte sich Dustin überneugierig an Julius.

"Gloria meint nur, daß das Päckchen einen Höllenlärm macht, wenn es in aller Öffentlichkeit geöffnet wird", antwortete Julius.

"Achso! Der absender hat dir eine Publikumsschachtel geschickt, ein Ding, daß die abgedrehtesten Dinger macht, wenn es in Anwesenheit von mehr als drei Hexen oder Zauberern geöffnet wird."

"Wird wohl so sein", sagte Julius und fügte hinzu: "Ich habe keine Lust, mich derartig in den Mittelpunkt zu drängen, wenn dieses Päckchen Opernarien singt oder nach dem Aufmachen herumtanzt. Ihr kennt doch meine Bescheidenheit."

"Hinlänglich", sagte Gloria.

Außerhalb des großen Saales öffnete Julius das Päckchen, das einen enttäuschten Seufzer von sich gab, weil Julius allein mit ihm war. Es enthielt einen Brief und eine kleine Schachtel. Im Brief stand:

 

Hallo, Julius!

Ich danke dir herzlich dafür, daß du meine graue Routine mit deinem kurzen Bericht über den erfolgreichen Zauber gegen Peeves gewürzt hast. Auf die Idee, den Feuerlöschzauber zu benutzen, bin ich nie gekommen, weil meine Brandlöschversuche immer halbherzig funktioniert haben.

Um deine Zaubererkasse etwas aufzubessern liegen in der Schachtel fünf Sickel für dich. Das war mir dieser gelungene Scherz wert.

Vielleicht hat dir meine Nichte schon erzählt, daß ich mit meinen Hauskameraden Barney Hammersmith und Nicholas Spinning die Peeves-Patrouille gegründet habe. Meine Frau Greta war ebenfalls dabei, sowie Alexis Crow aus dem Slytherin-Haus und den Gebrüdern Rocco und Tony Diamond aus Gryffindor. Wir haben viel Spaß mit diesem Unruhestifter gehabt. Wir mußten zwar immer auf der Hut vor Filch oder einem Lehrer sein, aber gelohnt hat es sich immer.

Viel Spaß noch in Hogwarts!

Victor Craft

 

Julius prüfte den Inhalt der Schachtel nach und fand tatsächlich fünf silberne Sickel vor. Dann dachte er daran, daß die Idee mit einer Patrouille gegen den Poltergeist nicht zu verachten war. Aber wen würde er in eine solche Gruppe aufnehmen. Sicher, Gloria und Kevin kämen für ihn sofort in Frage. Dann vielleicht die Hollingsworths. Aber aus den anderen Häusern fiel ihm keiner Ein.

Da alle, die bereits geprüft worden waren, den Rest der Woche frei hatten, stromerte Julius durch den Park, wo er Hagrid traf, der fröhlich grinsend eine zweihornige Eidechse einfing.

"Hallo, Junge! Freier Tag heute?"

"Ja, Sir. Die letzten Prüfungen laufen noch. Ich wollte mir mal die Beine vertreten."

"Heute ist auch ein so schöner Tag. Ich bin richtig glücklich", sagte der Riese mit dem struppigen Vollbart.

"Ich habe das mit Ihrem Hippogreif gehört. Glauben Sie, der kommt noch mal wieder?"

"Ist nicht gut für ihn, wenn er das täte. Aber ich wäre nicht traurig, wenn er mich mal besuchen käme. Sie haben ihn nicht gekriegt. Aber daß dieser Black entkommen konnte, das ärgert mich doch. Der Kerl hat zuviel angestellt, um frei herumzulaufen."

"Weiß ich nicht", sagte Julius. "Ich kenne die Geschichte ja nur aus Berichten. Aber bestimmt ist es gut, daß die Dementoren jetzt wieder weg sind."

"Davon kannst du ausgehen. Diese Ungeheuer haben mich lange genug drangsaliert. Sollen sie Black doch woanders suchen."

"Joh! Schönen Tag noch!" Wünschte Julius und lief einige Runden durch den Park um das Schloß herum, bis er über sich einen Flugbesen schwirren hörte.

"Hallo, Mr. Andrews. Ich habe Sie gesucht", sagte Cynthia Flowers, die auf einem Wolkenreiter 3 flog.

"Wieso? Ich habe doch den Brief bekommen."

"Es ist so, daß die Porters, also die Eltern Ihrer Klassenkameradin, angeboten haben, Ihre Eltern nächsten Samstag mit zur Schule zu bringen, falls Ihre Eltern dies einrichten können. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Professor Dumbledore und Professor Flitwick dem zugestimmt haben. Professor McGonagall hat Ihre Eltern bereits angeschrieben. Womöglich kommen sie nächste Woche. Schönen Tag noch!"

Mit den letzten Worten schwang sich die Sekretärin für Neuzugänge in die Luft zurück und schwirrte in Richtung Schloß davon.

Julius wollte gerade ins Schloß zurückgehen, als er Professor Lupin sah, der sich kaum auf den Beinen halten konnte. Er grüßte den Lehrer höflich und bekam ein einfaches Nicken zur Antwort.

"Den sehe ich nächstes Jahr nicht mehr", dachte sich Julius. Er konnte sich ausrechnen, daß gerade die Slytherins ihre Eltern davon in Kenntnis gesetzt hatten, was mit Lupin los war. Ein Werwolf gehörte bestimmt nicht zu den bevorzugten Lehrern an einer so berühmten Schule.

Julius ging zum See und beobachtete den großen Kraken, der gemächlich durch das Wasser paddelte. Unvermittelt wisperte es in einem Busch hinter Julius. Er wirbelte herum, die Hand wie bei einem Westernhelden zum Zauberstab zuckend.

"Willst du mir was anhexen, Muggelkind?" Fragte eine amüsierte Lea Drake und schälte sich aus dem üppigen Blattwerk des Busches.

"Wieso hast du dich denn in diesem Busch versteckt?" Fragte Julius mißtrauisch.

"Meine Sache. Hat nichts mit dir zu tun gehabt. Aber wo du schon einmal hier bist: Hat man dir das mit Lupin erzählt?"

"War nicht nötig", sagte Julius.

"Daß Fredo und Glenda mir so feindselig kommen bin ich ja gewohnt. Aber wieso du mich so kalt anfährst ist interessant", bemerkte die Slytherin-Erstklässlerin mit den braunen Zöpfen und trat aus dem Schatten des Busches.

"Wir wohnen in zwei verschiedenen Häusern. Da bin ich eben distanziert", sagte Julius und blieb stocksteif an dem Platz stehen, auf den er sich gerade gestellt hatte.

"Immerhin kommst du mit den beiden Hollingsworths gut klar. Ich habe gehört, daß Snape sehr frustriert war, wweil er sein Urteil über Hufflepuffs ändern mußte. Melissa hat was gesagt, daß er dir gerne angehängt hätte, du hättest die beiden mit verbotenen Informationen versorgt, damit sie die Prüfung schaffen."

"Wieso ausgerechnet ich. So gut bin ich doch nicht in Zauberrtränken", sagte Julius.

"Wärest du einer von uns Slytherins hättest du eine Eins plus abgeräumt. Ich kenne den Blick von Leuten, die jemanden, den sie verabscheuen anerkennen müssen. Hat irgendwas hilfloses an sich", plauderte Lea amüsiert.

"Soso. Ich dachte, diese Paradenote wäre nur für hochrangige Slytherins wie Mr. Malfoy."

"Wer's glaubt. Dann müßte er sich ja bei mir beschweren, weil ich eine Eins plus abgeräumt habe, während er nur eine Eins minus bekommen hat."

"Wieso erzählst du mir sowas?" Fragte Julius.

"Nur so", erwiderte Lea Drake. "Sei nicht eingeschnappt, nur weil Slytherins dich für Abfall halten. Das ist nur die Meinung von denen, die davon ausgehen, daß ihnen die Zaubererwelt gehört und da keiner reinkommen darf, der keine zauberereltern hat. Wenn du deswegen jeden Slytherin verabscheust, freuen die sich, die dich für ein unwürdiges Muggelbalg halten."

"Außer Chuck und dir hält es niemand für nötig, in der Freizeit mit mir oder sonst einem anderen Nichtslytherin zu reden. Warum soll ich da tolerant sein?" Wollte Julius wissen.

"Das kann ich dir nicht sagen. Ich denke nur, daß es nicht allein darauf ankommt, wo man wohnt, sondern vor allem, was man tut. Aber sei es drum. Ich lasse dich in Ruhe, wenn du dich angewidert fühlst, mit einer Slytherin zu reden. Mach's gut!"

Lea verschwand hinter dem Strauch und ging zum Schloß zurück.

"Was will die?" Fragte sich Julius. Dann fiel es ihm ein.

"Das Mädchen hat einen Muggelvater. Die steht bei den Slytherins bestimmt auf der Liste der Idioten ganz oben. Sie hat wohl keine Freunde in diesem Prinzenhaus und kann sich nicht mit Geld oder sonst was einschleimen. Die sucht Anschluß."

Julius spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg. Vielleicht hätte er sich doch etwas freundlicher benehmen sollen. Immerhin kam er mit den Hufflepuffs und Gryffindors problemlos klar, und Professor Flitwick hatte ihm schon bescheinigt, daß er keine üblichen Anwandlungen hatte, sich nur auf das eigene Haus zu beschränken, wie viele andere Schüler es taten, auch die reinen Muggelkinder. Offenbar hatte seine Hilfe für Betty und Jenna einen gewissen Eindruck hinterlassen. - Im Moment konnte er nichts daran ändern, daß er Lea so kalt angefahren hatte. Aber er würde sich überlegen, ob er daran nichts ändern sollte, wenngleich er ihr gegenüber wohl nicht so frei auftreten wollte, wie den Hollingsworths oder Glenda gegenüber.

Am Nachmittag vereinbarten Julius und Professor Flitwick, daß Julius' Eltern am nächsten Samstag nach Hogwarts kommen sollten. Julius fragte, wie er sich auf dieses Gespräch vorbereiten solle.

"Ihre Eltern kennen Sie doch. Verstellung nützt nichts. Ich gehe davon aus, daß sie Ihnen bei einigen Zauberübungen zusehen möchten, um sicherzustellen, daß wir nicht übertrieben haben. Vielleicht sollten Sie auch einige Flugmanöver auf dem Besen zeigen. Ich bin mir sicher, daß das Eindruck machen wird."

"Ich habe keine Probleme damit, mich zu präsentieren, Professor Flitwick. Ich vermute nur, daß jeder Beweis meiner Zauberei nur Anlaß zur Besorgnis geben wird."

"Sie wurden an dieser Schule aufgenommen, um die verschiedenen Felder der Zauberei zu erlernen. Das sollten Sie dann auch bei Anfrage vorführen können. Immerhin dürfen Sie zu Hause nicht zaubern und daher nicht zeigen, wieviel Sie gelernt haben. Ihre Eltern haben übrigens schon signalisiert, daß sie an dem bezeichneten Tag kommen können. Wie gesagt: Alles wird zur vollen Zufriedenheit ablaufen", sagte Flitwick.

"Und was ist, wenn meine Eltern mit Professor Binns sprechen wollen? Können Muggel Geister sehen?"

"Nein, das können sie nicht. Geister zu sehen ist magisch begabten Menschen vorbehalten", antwortete Flitwick. "Außerdem haben Ihre Eltern, und zwar handschriftlich, um Gespräche mit mir als Hauslehrer, Professor Sprout, Professor Snape und Professor McGonagall gebeten, falls möglich auch mit Professor Dumbledore. Dann wollten sie auch mit Professor Lupin sprechen. Professor Sinistra ist ihnen wohl nicht wichtig genug, obwohl gerade sie das einzige Fach gibt, in dem es nicht um Zauberei geht."

"Gerade deswegen. Meine Eltern wollen sich nur darüber auslassen, daß sie nichts von Zauberei halten. Machen Sie sich auf etwas gefaßt!"

"Darauf hat mich Meine Kollegin McGonagall schon hingewiesen. Sie führte auch an, daß Sie unter einem immer noch starken Minderwertigkeitskomplex leiden, der Sie glauben läßt, hier falsch zu sein."

"So, sagte sie das?" Fragte Julius etwas ungezogen.

"Was denken Sie denn? Als Stellvertretende Schulleiterin darf sie das nicht ignorieren, welche sozialen Gefüge sich bilden und welche Schüler darauf ausgehen, sich Freunde oder Feinde zu schaffen oder sich gar unter Wert zu verkaufen versuchen, um möglichst unbehelligt zu bleiben. Ich als Vorstand Ihres Hauses kann dies natürlich auch nicht ignorieren, daß Sie oftmals versucht haben, Ihre Fähigkeiten zu verleugnen. Daher bin ich froh, daß Sie in den Prüfungen Ihre Bestleistungen gezeigt haben und somit eindeutig klargestellt haben, daß Sie sich hier eingefunden haben.

Zu einem anderen Punkt. Ihre Eltern werden zusammen mit der Familie Porter hier anreisen, wie ich unterrichtet wurde. Es entzieht sich mir irgendwie, wieso Ihre Eltern einerseits jeglichen Umgang mit der Zaubererwelt abweisen, Sie sogar unterschwellig zu beeinflussen versuchen, sich aus der Zauberei herausfallen zu lassen, um ihren Ansprüchen zu genügen, aber mit den Porters hier anreisen wollen, die bestimmt nicht darauf aussind, die Zaubererwelt als Abnormität zu verteufeln."

"Meine Mutter war in den Osterferien allein mit mir. Gloria und ihre Eltern kamen zu Besuch, und meine Mutter hat sich gut mit ihnen verstanden. Offenbar hat sie mit Mrs. Porter diese Vereinbarung getroffen."

"Immerhin. Das erspart uns den Aufwand, Ihre Eltern herzubringen. Ich gehe davon aus, daß Mr. Porter einen Dienstwagen seines Arbeitgebers zur Verfügung gestellt bekommt?"

"Mich dürfen Sie das nicht fragen", erwiderte Julius respektlos.

"Wird wohl so sein. Nun, dann wissen Sie ja, worauf Sie sich vorbereiten können.Viel Erfolg noch für das restliche Schuljahr!" Wünschte Professor Flitwick. Julius verließ das Büro des Zauberkunstlehrers und ging in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws.

 

 

Am Freitag nachmittag schlenderte Julius allein durch die Schloßkorridore und betrachtete die Gemälde an den Wänden. Er beobachtete die Unterhaltung zweier Hexen, die um einen bläulich dampfenden Kessel herumsaßen. Als sie bemerkten, daß sie belauscht wurden, tadelten sie Julius.

"Haben Sie keine Manieren? Sie können doch nicht einfach lauschen, wenn sich zwei Damen miteinander unterhalten."

"Doch, geht ganz gut", hatte Julius darauf geantwortet und war schnell weitermarschiert, um nicht noch eine Schimpfkanonade über sich hereinbrechen zu lassen.

In einem Korridor, der zu den Kerkern hinunterführte, fiel plötzlich jemand über ihn her, aus einem Wandschrank heraus. Ein bulliger Junge warf sich auf ihn und drückte ihn zu Boden.

"So, du Schlammblut. Ich werde dir helfen, mich in allen Prüfungen zu überflügeln. Wenn deine Muggeleltern kommen, können sie dich gleich einsargen lassen", schnaubte ein äußerst gereizter Brutus Pane. Julius, vom ersten Schock erholt, stemmte seinen rechten Ellenbogen mit plötzlicher Wucht in die Rippengegend des Slytherins.

"Abgesehen davon", röchelte er fast ohne Möglichkeit, Luft zu holen, "daß weder Sprout, noch sonstwer deine Prüfungsnoten aufbessert, wenn du mich vermöbelst, habe ich keine Lust, mich mit dir wurmstichigem Klotz abzugeben. Laß mich in Ruhe!"

"Friß meine Faust!" Knurrte der Slytherin-Erstklässler und holte zu einem Schlag aus. Julius wartete jedoch nicht, bis der erste Schlag traf, sondern holte mit dem freien Arm aus, um Brutus Pane einen Handkantenschlag auf den Rücken zu verpassen. Der Slytherin-Junge jaulte erschrocken auf, als Julius sich unter ihm freiwand und schnell auf die Beine kam. Dann ging er zum Angriff auf den Ravenclaw-Jungen über. Seine Faust landete zwar an Julius' Brust und trieb ihm die Luft aus den Lungen, doch dafür fing er sich einen Karatetritt des Muggelkindes ein und prallte zurück. Doch Wut und Angriffslust ließen den Slytherin-Jungen jeden Schmerz vergessen und noch wütender dreinschlagen. Julius verteidigte sich ohne weitere Worte und schaffte es, den Slytherin-Jungen auf Abstand zu halten, bis er einen so wuchtigen Tritt in den Magen bekam, daß er sich fast übergeben hätte. Brutus lachte gehässig und stürzte sich auf Julius, der gerade noch ausweichen konnte. Doch Pane war noch nicht zufrieden. Er warf sich mit all seinem Gewicht auf den kleineren und leichteren Jungen und wollte ihn zu Boden drücken. Julius wußte, daß er sein Leben riskierte, wenn er nicht bereit war, alle Tricks anzuwenden, die er gelernt hatte, auch jene, die von seinen Lehrern als gefährlich für den Gegner angesehen wurden.

"Diese Angriffe darfst du nur im direkten Gefahrenfall versuchen", hörte Julius noch die Stimme von Hikaro Tanaka, dem Privatlehrer, den sein Vater ihm organisiert hatte.

So schaffte es Julius, mit einer schnellen Schlagkombination, Brutus Pane an Gesicht und Brustkorb zu treffen. Ein Tritt des Ravenclaws traf Brutus am Bein. Jaulend und wankend tappste der Slytherin einige Schritte zurück. Dann rief er mit schmerzverzerrtem Gesicht:

"Dafür mache ich dich jetzt kalt, Schlammblut!"

Brutus ließ seine rechte Hand zum Zauberstab fahren. Julius, vom ungewohnten Kampf benommen, ließ es geschehen, daß der Slytherin mit dem Zauberstab auf ihn deutete und laut eine höllische Verwünschung hinausbrüllte:

"Avada Kedavra!"

Julius wußte nicht mehr, wie er darauf gekommen war. Doch irgendwie durchzuckte ihn der Gedanke, sich sofort zu Boden zu werfen. In diesem Augenblick zischte und knisterte es aus Brutus' Zauberstab. Ein weißgrüner Funkenstrom zischte über Julius hinweg gegen die Wand. Dann hörte Julius eine laute Stimme:

"Das waren zwei Worte zuviel, Pane!"

Julius glaubte, die Benommenheit und der Fluch von Brutus hätten ihm etwas vorgegaukelt. Denn es war die Stimme von Severus Snape, die Brutus angerufen hatte.

Der Slytherin fuhr herum, um sofort von einem roten Blitz getroffen zu werden, der seinen ohnehin geschundenen Körper voll traf und zu Boden streckte.

"Heh, du! Andrews! Du kannst wieder aufstehen", schrillte eine Mädchenstimme. Julius versuchte, sich wieder aufzurichten. Dabei taten ihm sämtliche Glieder weh, und ein Schwindelanfall, wie bei einer mörderischen Karussellfahrt ließ ihn wieder umfallen. Dann sah er Lea Drake, die hinter dem Zaubertrankmeister herschritt, das Gesicht vor Verachtung verzerrt. Julius dachte schon. daß sie seinetwegen so verächtlich dreinschaute.

Snape beugte sich über den Ravenclaw-Jungen und zischte:

"Was haben Sie angestellt, daß Pane Sie töten wollte, Andrews?"

"Ich habe nichts getan, Professor Snape", röchelte Julius, dem das Herz wie eine Kesselpauke in den Ohren hämmerte.

"Wieso wollte der Junge dich töten, Andrews?" Bohrte Snape nach und starrte Julius mit einer Mischung aus Mißtrauen und Drohung an.

"Wollte er mich wirklich töten?" Quetschte Julius eine Frage hervor und mußte die Zähne zusammenbeißen, um den plötzlichen Schmerz nicht laut herauszuschreien.

"Brutus Pane wollte sich rächen, weil der Ravenclaw besser in allen Prüfungen war als er", brachte Lea Drake ungefragt heraus. Snape sah sie entgeistert an, sagte jedoch nichts. Julius wußte, daß nur Slytherins sich sowas erlauben durften, ohne Punkte abgezogen zu bekommen.

"Dann hätte er Sie doch auch umzubringen versuchen müssen, Ms. Drake", erwiderte Snape so, als würde er Leas Bemerkung für Blödsinn halten. Doch das Mädchen aus Slytherin sagte kalt:

"Das hätte er sich mal wagen sollen. Außerdem ging es ihm nur um den Jungen, weil er Muggeleltern hat."

"Auf jeden Fall hat sich Mr. Pane mit dieser Handlungsweise nicht gerade als intelligent hervorgetan. Ich fürchte, ich kann ihm nicht mehr helfen", sagte der Zaubertranklehrer mit einer schwer beherrschbaren Wut in der Stimme. Dann zog er seinen Zauberstab und beschwor eine Trage aus dem Nichts herauf. Unvermittelt landete Julius' Körper auf der Trage und schwebte neben Snape in Richtung Krankenflügel davon. Lea Drake, die nicht bei dem offenbar bewußtlosen Brutus Pane bleiben wollte, folgte, so sah es Julius, in gebührendem Abstand. Treppen und Flure ging es entlang, bis sie im Krankenflügel eintrafen. Dort lieferte Snape den Jungen ab und verschwand wortlos. Lea Drake blieb vor dem Behandlungsraum zurück, als die Schulkrankenschwester sich um ihn kümmerte.

"Dich haben sie aber gründlich zugerichtet", bemerkte sie, als sie Julius den Umhang vom Körper gezogen und seine vielen blauen Flecke, Prällungen und Schürfwunden besah. Dann zog sie ihren Zauberstab und ließ ihn wie ein Suchgerät über den Körper von Julius Andrews hinweggleiten.

"Du hast dir ein paar innere Verletzungen eingehandelt, eine Gehirnerschütterung erlitten und das rechte Bein am Oberschenkel böse geprällt. Du wirst diese Nacht wohl hierbleiben müssen", stellte die Krankenschwester besorgt fest. Julius sah sie verwundert an. Er fragte:

"Wie haben Sie das ohne Röntgengerät festgestellt?"

"Wir brauchen keine körpergefährdenden Strahlen, um innere Verletzungen zu erkennen. Daß die Muggelmediziner derartige Methoden anwenden, ist mir unverständlich. Ich kann mit meinem Zauberstab feststellen, ob dein Körper in Ordnung ist oder wo es Schäden gegeben hat. Die meisten dieser Verletzungen kann und werde ich sofort beheben. Aber die körperliche Unordnung muß eine Nacht lang auskuriert werden, bevor du dich wieder in irgendwelche Gefechte stürzen kannst", erklärte Madam Pomfrey und ging in ihren Vorratsraum hinüber, wo sie mit Flaschen oder Glasgefäßen hantierte.

Snape kehrte zurück, auf einer magischen Trage Brutus Pane. Er sagte nur:

"Flicken Sie ihn wieder zurecht, bevor Dumbledore ihn sehen will!"

Madam Pomfrey prüfte mit dem Zauberstab kurz, was mit Brutus passiert war und murmelte einige Zauber. Dann holte sie einen Trank, den sie dem immer noch bewußtlosen Jungen einflößte. Danach ging sie zu Julius hinüber und flößte ihm von demselben Gebräu ein.

Sofort fühlte sich der Ravenclaw-Junge besser. Dann hantierte die Krankenschwester noch mit ihrem Zauberstab, und Julius glaubte, er habe sich nie verletzt. Er versuchte, aufzustehen, doch ein weiterer Schwindelanfall ließ ihn sofort wieder aufs Behandlungsbett sinken.

"Ich habe dir doch gesagt, daß du nicht vor morgen früh hier herauskommst", tadelte die Heilkundige von Hogwarts den Jungen und wandte sich an Snape.

"Dieser Junge hier hat Ihren Schützling ziemlich gut verprügelt. Aber ich konnte ihn heilen. Allerdings kann ich den Erstarrungszauber nicht von ihm nehmen, wenn ich mir nicht sicher bin, ob er nicht sofort versuchen wird, wieder jemanden zu verprügeln."

"Ich mußte diesen Idioten erstarren lassen. Aber das wird Dumbledore entscheiden", was mit ihm geschieht", sagte Snape. Wieder hörte Julius eine unterdrückte Wut heraus.

Madam Pomfrey verließ mit Snape den Behandlungsraum. Julius Andrews versuchte, sich noch mal aufzurichten. Doch immer noch wollte sein Körper nicht so recht. So kam es, daß er polternd vom Bett herunterrutschte. Wie appariert stand Madam Pomfrey unvermittelt wieder im Zimmer und packte den Jungen mit beiden Händen und wuchtete ihn rücksichtslos aufs Bett zurück.

"Du kannst wohl nicht hören, wie? Dann mußt du eben schlafen", knurrte Madam Pomfrey und zog ein kleines Fläschchen aus ihrem Umhang. Julius versuchte, sich gegen die Einnahme des Trankes zu wehren, der purpurn im Fläschchen schimmerte. Doch mit geübtem Griff klemmte Madam Pomfrey ihm die Nase zu und zwang ihn so, das Gebräu zu schlucken. Schlagartig glaubte Julius, in einen tiefen schwarzen Abgrund zu fallen, in dem jeder Laut verklang.

 

 

Als Julius wieder zu sich fand, brannten vier Lampen im Krankenzimmer. Er sah sich vorsichtig um und erkannte, daß das Bett nebenan leer war. Offenbar hatte man Brutus Pane schon aus dem Krankenflügel entlassen. Auf einem kleinen Beistelltisch lag ein Stapel Karten. Julius fischte mit der linken Hand danach und holte die oberste Karte zuerst zu sich heran. Sie war von Professor Flitwick und teilte Julius mit, daß er sich keine Sorgen um den Elternsprechtag machen müsse, da er am nächsten Tag wieder voll einsatzfähig sein würde. Dann fand er noch Genesungskarten von Gloria Porter, Pina Watermelon und den Hollingsworth-Schwestern. Ebenso fanden sich Karten von Professor Sprout, McGonagall und Kevin Malone unter den Genesungswünschen. Dann lag da noch ein Brief in einem grauen Umschlag, der mit smaragdgrünner Tinte adressiert worden war. Julius öffnete den Umschlag und zog ein Stück Pergament heraus, auf dem stand:

 

Hallo, Julius!

Ich wollte dir nur schreiben, wie es zu dieser dummen Sache gekommen ist.

Melissa Ashton, die mit Brutus Pane zusammenhing, hat mir erzählt, daß er dich vermöbeln und so zurichten wollte, daß deine Eltern dich gleich mitnehmen müßten. Ich blieb ihm auf den Fersen und bekam mit, wie er sich so postierte, daß er dich erwischen konnte. Ich holte Professor Snape, um den Streit zu beenden. Dabei wurden wir Zeugen, wie Pane von dir regelrecht niedergehauen wurde. Als er, Pane, versuchte, dich zu verfluchen, mußte Snape ihm mit dem Betäubungszauber die Sinne nehmen.

Ich mußte mit Snape und Brutus zu Dumbledore, um meine Aussage zu machen. Sie beraten noch. Womöglich erfährst du es noch früh genug, was mit Brutus Pane passiert.

Lea

 

Als Julius den Brief in den Umschlag zurücksteckte, öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer, und Gloria Porter trat ein.

"Die Abordnung der Ravenclaw-Erstklässler hat mich geschickt, um noch mal nach dir zu sehen, du Held", sagte sie, als sie sah, daß Julius wach war. Sie setzte sich auf den Bettrand am Fußende und lächelte schelmisch.

"Ich habe gerade eure Fanpost gesichtet. Wann waren die denn alle hier?" Wollte Julius wissen.

"Kurz nachdem es sich herumgesprochen hatte, daß Pane versucht hat, dich zu verprügeln. Snape und Flitwick sind regelrecht ausgerastet. Snape warf Flitwick vor, du hättest die Prügelei angezettelt, und Flitwick fragte Snape, ob es üblich sei, daß Schüler aus Slytherin Mitschüler aus anderen Häusern brutal zurichten und zu töten versuchten, wenn sie sich in den Prüfungen schlecht geschlagen haben. Ich habe das Gerücht gehört, daß Pane dir einen Fluch anhängen wollte. Stimmt das?"

"Ich konnte mich noch hinwerfen, bevor mich der Funkenregen treffen konnte. Allerdings glaube ich, daß er einen starken Fluch ausgerufen hat, der nur nicht so recht hingehauen hat."

"So? Was für ein Fluch soll denn das gewesen sein?"

"Irgendwas mit Avada Kedavra. Klingt so ähnlich wie Abracadabra, es geschehe, wie es gesagt wurde."

"Julius, soll das ein Witz sein? Dann ist er alles andere als komisch", erwiderte Gloria unvermittelt ernst, beinahe wütend.

Julius erschrak und fragte, weshalb sie sich so aufregte. Sie sagte nur:

"Falls dem so war, sollte das keiner wissen. Jetzt weiß ich auch, weshalb Snape so wütend wurde. Übrigens, Brutus Pane wurde ohne Zauberstab und sonstige Utensilien aus Hogwarts verjagt. Ich weiß nicht, ob er zu seinen Eltern zurückgekehrt ist. Die Beamten vom Ministerium waren nicht gerade begeistert von ihm."

"Hat man ihn verhaftet?" Wollte Julius wissen. Dann murmelte er:

"Oha! Dann muß er versucht haben, mir schwarze Magie anzuhexen, die nicht von Pappe ist. Vielleicht wollte er mich wirklich töten."

"Davon kannst du ausgehen. Ich hatte zwar den Eindruck, daß Snape dich gerne mit hinausgeworfen hätte, aber er hat nichts in diese Richtung unternommen. Offenbar braucht er dich noch, um seine Ansichten über Muggelgeborene zu testen. Snape ist also mit dir", grinste Gloria.

"Selten so gelacht, Gloria", grummelte Julius Andrews.

Die Tür zum Krankensaal ging auf, und Lea Drake trat ein, zusammen mit Chuck Redwood. Madam Pomfrey stand hinter ihnen und befahl:

"Seht ihn euch an, wünscht ihm, was ihr wollt und macht dann, daß ihr in euer Haus zurückkehrt!"

"Hallo, Julius. Im Namen aller Slytherins, die sich nicht einmal die Hände waschen, wenn sie einem Muggelkind die Hand geben, wollten wir dir nur sagen, daß niemand bei uns so ein Idiot ist, seinen Schulverweis zu riskieren, nur wegen seiner eigenen Unfähigkeit. Wir stehen eher für kühle Berechnung und geplante Aktionen", sagte Lea Drake. Chuck Redwood sagte noch:

"Siehst auf jeden Fall wieder besser aus als Lea dich gefunden hat. Mach's gut!"

Die beiden Slytherins zogen sich zurück.

"Dann werde ich jetzt auch mal. Nachher läßt mich Bruce nicht mehr in den Gemeinschaftsraum", sagte Gloria und erhob sich.

"Ich kann dir ja noch den Reinitimaginus-Zauber beibringen", sagte Julius. Doch die Schulkrankenschwester trat zu ihm und hielt ihm eine Phiole mit dem Schlaftrunk unter die Nase. Mit geübtem Handgriff klemmte sie ihm kurz die Nase zu, so daß er widerstandslos schlucken mußte, was die Krankenschwester ihm einflößte. Keine halbe Minute später war Julius wieder eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wachte der Sohn von Martha und Richard Andrews ohne ein Gefühl von Schmerz und Schwindel auf. Madam Pomfrey besah ihn sich noch mal und nickte.

"Ich denke, du darfst dich wieder draußen zeigen, bevor ich noch mal so einen Besucheransturm hinnehmen muß. Aber nimm deine Genesungswünsche bitte mit!"

"Darf ich auf einem Besen fliegen?" Fragte Julius.

"Wen ich hier herauslasse, darf sich jede Dummheit erlauben, die ihm die Schule durchgehen läßt. Deinem Kopf geht es wieder gut. Deine Körperschäden sind alle weg. Du kannst gleich um den Quidditchpokal spielen. Und jetzt raus!"

Julius eilte aus dem Krankenflügel, wo er schon von Kevin und den Hollingsworths erwartet wurde.

"Ich kriege vier Schachteln Schokofrösche, weil ich gegen die beiden Damen hier gewonnen habe", frohlockte Kevin Malone. Betty nickte geknickt.

"Worum habt ihr denn gewettet?" Wollte Julius wissen.

"Darum, daß Snape lieber einem seiner Lieblinge die Heimfahrkarte gibt, als dich fortzujagen und lieber vierhundert Minuspunkte für sein Haus zu kassieren. Und die Schokofrösche kommen alle zu mir", verkündete Kevin.

"Fresssack!" Bemerkte Julius dazu nur und ging mit Betty und Jenna in den großen Saal, wo die Ravenclaws ihn schon erwarteten.

"Sieh bloß nicht zum Slytherin-Tisch hinüber. Malfoy hat es sehr geärgert, daß jemand sich an dir vergangen hat und Slytherin dadurch beinahe in die roten Zahlen gestürzt hätte", meinte Dustin McMillan.

"Darfst du wieder fliegen", wandte sich Cho Chang an Julius, nachdem sie gefrühstückt hatten. Julius nickte.

"Gut. Dann kommst du nachher aufs Quidditchfeld, wenn deine Eltern dasind. Flitwick hat uns darum gebeten, dich vorzuführen."

"Dann hol schonmal die lange Leine!" Entgegnete Julius und grinste der kleinen Quidditchspielerin ins Gesicht.

"Wer hat eigentlich unserem Ex-Mitschüler zugetragen, daß ich heute Besuch von meinen Eltern kriege?" Fragte Julius in die Runde.

"Muß Mr. Snape gewesen sein", sagte Kevin. "Vielleicht wollte er seinem Schützling eine Aufmunterung geben, sich doch mehr in die Schulaufgaben reinzuhängen."

"Sowas heißt im Fußball ein Eigentor", antwortete Julius darauf lächelnd.

"Wahrscheinlich mußte er sich abreagieren, wweil ihm Black durch die Lappen gegangen ist", vermutete Gloria. Penelope Clearwater sagte nur:

"Ihr könnt doch einem Lehrer nicht unterstellen, daß er einen Schüler gegen einen Mitschüler hetzt, nur, um seine eigene Selbstsicherheit zurückzugewinnen."

"Nicht irgendeinem Lehrer, Penny", sagte Dustin frech.

"Sei froh, daß ich heute so guter Dinge bin, Dustin. Sonst würde ich dir jetzt fünf Punkte wegen Respektlosigkeit abziehen", erwiderte die Vertrauensschülerin.

Um zehn Uhr durchschritten vier Erwachsene das große Tor zu den Ländereien von Hogwarts. Ein Paar war in lange Umhänge gehüllt, wobei der Mann einen korrektsitzenden Nadelstreifenumhang mit graublauer Krawatte und schwarzem Zaubererhut trug, während seine Frau ihre blonde Lockenpracht unter einem veilchenblauen Hütchen hervorlugen ließ und einen stahlblauen Umhang trug.

Das zweite Paar führte die korrekte Kleidung der Muggelgesellschaft aus, die bei geschäftlichen Besprechungen vorgesehen war. Die Frau trug einen dunklen Rock und eine unauffällige Bluse, während ihr Mann in einem dunkelgrauen Anzug mit weißem Hemd und dunkelroter Krawatte ausging. Von der Schule her traten Professor Dumbledore, sowie Professor Flitwick den Besuchern entgegen und begrüßten sie.

Julius saß in seinem schwarzen Schulumhang auf einer Bank vor der Schule, zusammen mit Gloria und den Hollingsworths. Kevin, der kauende Mundbewegungen machte und zählte:

"ein Schokofrosch - zwei Schokofrösche ...", tanzte vor den Zwillingsschwestern herum. Julius sah flüchtig zu seinen Eltern hinüber, die gerade von Flitwick begrüßtt wurden.

"Willst du nicht hingehen, um sie zu begrüßen?" Fragte Betty Hollingsworth.

"Neh, nicht bevor die mich nicht rufen", sagte Julius und zog seinen Zauberstab. Vorsichtig polierte er ihn mit Pinas weißem Reinigungstuch, daß ihm Gloria gegeben hatte. Knisternd sprangen zwei grüne Funken aus der Stabspitze.

"Nicht so doll damit reiben, Julius! Nachher feuert er aus Versehen noch einen Blitz ab", lachte Gloria und nahm das Reinigungstuch zurück, um ihren Zauberstab abzuwischen.

"Wir sitzen hier, als käm die königliche Familie", meinte Julius.

"Wieso? Wir sitzen auf einer Bank vor dem Schloß und unterhalten uns", sagte Gloria. Julius nickte.

Pina kam aus dem Schloß und ließ sich graziös neben Gloria auf die Bank gleiten. Dann sah sie zu den ankommenden Besuchern hinüber, die gerade wild gestikulierten. Julius Vater wies auf seine Armbanduhr, dann auf seinen elektronischen Terminkalender.

"Oha! Was sagte Madam Pomfrey? Wer nicht Hören will muß fühlen. Ich habe meinen Eltern mindestens zehnmal erzählt und geschrieben, daß elektronische Geräte hier nicht mehr funktionieren. Paps mußte unbedingt seine Digitaluhr und den Terminplaner mitnehmen. Pech gehabt."

"Dumbledore sieht sehr amüsiert aus", meinte Kevin gehässig.

"Wäre ich auch, wenn mir ein Muggel einzureden versucht, daß seine Spielsachen kaputt wären", sagte Pina.

"Kuckt! Mum hat die Sache bereinigt. Jetzt gehen sie ins Schloß", stellte Julius trocken fest.

"Wie machen wir das? Laufen wir hinterher, oder warten wir darauf, daß man uns ruft?" Wollte Gloria wissen.

"Was mich angeht, so muß ich zum Quidditchfeld. Ihr könnt ja mitkommen", sagte Julius und stand auf, als die Besucher und die Lehrer im Schloß verschwunden waren.

"Juhu! Quidditch trainieren!" Jubelten die Hollingsworths. "Wir holen uns zwei von den besseren Schulbesen. Dann geht's los."

"Auf ins Gefecht!" Sagte Kevin. "Ravenclaw gegen Hufflepuff, wie ganz am Anfang."

Julius gab Gloria seinen frischpolierten Zauberstab.

"Bewahrst du den auf, solange ich spiele?"

"Ja, mache ich", erklärte sich die Klassenkameradin einverstanden.

Gloria und Pina folgten den tatendurstigen Reservespielern der beiden Häuser zum Stadion. Dort warteten bereits Roger Davis, Prudence Whitesand und Cho Chang. Wessley Smart konnte es nicht abwarten und kreiste bereits mit einem Besen in der Luft herum. Der rote Quaffel tanzte bereits vor ihm her.

"Die Hollingsworths wollen auch mitspielen", sagte Gloria zu Cho, während Julius nach einem Besen suchte, den er nehmen konnte. Er entschied sich dafür, einen relativ gut aussehenden Sauberwisch 5 zu nehmen, während Kevin sich einen anderen Sauberwisch aussuchte. Dann kamen die Hollingsworths mit zwei Sauberwisch 7 herbei.

"Wo habt ihr die denn her", fragte Kevin erstaunt.

"Wir haben unsere Hausmannschaft gefragt, ob wir zwei davon ausleihen dürften, da hier und heute das Endtraining stattfindet", sagte Betty.

"Ihr seid aber hoffnungslos unterzählig", lachte Wessley und landete neben den Hollingsworths.

"Dann haben wir eben mehr Platz", warf Jenna ein.

Madam Hooch kam angelaufen, einen Besen geschultert.

"Wenn ihr hier schon Paradetraining macht, dann nicht ohne Aufsicht", sagte sie energisch und sah die Hollingsworths an.

"Wieviel sind wir? Wir sind acht Leute. Wir brauchen aber nur sieben."

"Ich hatte nicht vor, zu spielen", sagte Cho Chang und trat an Julius heran, der sich gerade auf den Sauberwisch 5 setzen wollte.

"Ich gebe ihn dir heute noch mal. Ich muß sehen, wie du damit im echten Einsatz fertig wirst. Außerdem bringt das deine Leistung so richtig hervor, wenn du einen guten Besen fliegst. - Sieh mich nicht so an, als würde ich dir den Mond vom Himmel holen! Reiner Eigennutz. Ich spiele so häufig, daß ich das Zuschauen verlernt habe."

Julius nahm den Komet 2/60 und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Cho trug den Schulbesen zu seinem Stapel zurück und nahm mit Gloria und Pina in einer Reihe der Zuschauerränge Platz.

"Hoffentlich haue ich den nicht bei der ersten Kurve in Stücke", dachte sich Julius, während er den Komet in Aufstiegsposition brachte.Madam Hooch teilte ein.

"Mr. Smart, Sie äußerten bbeim letzten Mal, daß Sie lieber suchen wollen. Dann suchen Sie heute! Die Damen Hollingsworth habe ich bei den letzten Trainingsstunden immer mit den Schlägern in den Händen gesehen, woraus ich folgere, daß Sie das Nachwuchstreiberteam Ihres Hauses sind. Dann spielt ihr beiden heute auch Treiber. Das Gespann Malone, Andrews und Whitesand hat sich bereits als B-Jäger-Team zusammengefunden, und daher sollten die bestehenden Verhältnisse auch nicht geändert werden.Mr. Davis, Sie möchten wohl den Hüter spielen?"

"Bleibt ja sonst keiner übrig", sagte der Kapitän der Ravenclaws.

"Sie werden eh nicht allzuviel zu tun bekommen, da ich nur Formationsspiel sehen möchte. Zwischendurch dürft ihr auch auf ein Tor schießen, aber nur, wenn ich dazu die Erlaubnis gebe", legte die Quidditchlehrerin fest, wie das Spiel ablaufen sollte. Kevin grummelte irgendwas von wegen keinen Freiraum. Doch die Fluglehrerin sah ihn nur einmal streng an, dann befahl sie, die Besen zu besteigen.

Auf ihren Pfiff schwirrten die sieben Spieler in die Höhe und gingen sogleich in Formationsflug über. Wessley raste um das Stadion herum und hielt Ausschau nach dem Schnatz, während die Hollingsworth-Schwestern darauf warteten, die zwei Klatscher zu jagen. Madam Hooch entließ alle vier Bälle aus der Kiste und stieg dann selbst mit ihrem Besen auf, wobei sie kurz auf die Zuschauerränge sah, wo im Moment nur Gloria, Pina und Cho saßen.

Einige Minuten ging das Formationsspiel ruhig von Statten. Zwischendurch ließ die Fluglehrerin auf das Tor schießen, damit Davis zum Einsatz kam. Julius flog den Komet 2/60 so präzise, als habe er nur auf ihm fliegen gelernt. Einmal versuchte er mit dem Quaffel einen Aleingang zum Tor, doch Madam Hooch pfiff ihn zurück.

"Formationsspiel habe ich gesagt! Keine Staralüren, wenn ich bitten darf!" Rief sie Julius zur Ordnung. Er nickte und paßte den roten Spielball gerade zu Prudence, bevor er mit einem Gewaltmanöver unter einem ihm geltenden Klatscher durchtauchen mußte, der dicht gefolgt von Jenna Hollingsworth auf Kevin zusteuerte. Prudence spielte den Quaffel von unten her auf Julius zu, der den Ball nahm, sich mit einer Seitwärtsrolle so drehte, daß er nun mit dem Rücken zur Erde zeigte und ließ sich einige Sekunden lang auf einen der Torringe zutreiben. Dann drehte er sich wieder in Normallage und warf den Quaffel auf Kevin, der gerade wieder frei anspielbar war. In wenigen Sekunden holte Julius seine Mitspieler wieder ein und vollführte ein kombinationsreiches Paßspiel in allen Richtungen des Raumes. Dabei fiel sein Blick flüchtig über die Ränge, wo nun neben den drei Schulkameradinnen noch sechs weitere Personen saßen, von denen ein kleiner Mann weiße Haare besaß, eine blondgelockte Hexe mit Hütchen und ein Mann im Geschäftsleuteanzug mit graublonder Halbglatze war. Julius zwang sich dazu, sein Spiel zu machen und formierte, mit den anderen Anspielstationen, Angriffslinien und Abwehrmauern. Einmal tauchte Wessley zwischen ihnen durch, um einem Schnatz nachzujagen, den außer ihm niemand gesehen hatte.

"Auf zum Torschuß!" Befahl Madam Hooch. Davis ging bereits in Position, da hatte sich Prudence von Julius den Quaffel zuspielen lassen und trieb den roten Ball durch den rechten äußeren Torring, bevor Davis ihn erreichen konnte.

Sogleich verlagerte sich das Sppiel wieder in die Mitte des Feldes, wo Julius die besseren Flugeigenschaften des Komet 2/60 ohne Bedenken ausnutzte, um sich den von den Hollingsworth auf Anweisung von Madam Hooch geschlagenen Klatschern zu entziehen. Kevin, der fast mit einem der schwarzen Bälle zusammengestoßen wäre, fiel fast vom Besen, als dieser nach links ausbrach und halb nach hinten durchsackte.

"Mistkrücke!" Schimpfte Kevin Malone und schaffte es, wieder die Spielhöhe zu erreichen. Nach einer halben Stunde vermeldete Wessley, daß er den Schnatz endlich gefangen hatte. Die Spieler wurden vonMadam Hooch aufgefordert, in der Mitte des Feldes zu landen.

"Also nächstes Jahr kriege ich einen besseren Besen, als diesen klapperigen Sauberwwisch!" Schimpfte Kevin, der sich noch nicht davon erholt hatte, beinahe abgestürzt zu sein.

Julius sah Cho, die mit seinen Eltern sprach, während Gloria und Professor Flitwick mit den Porters redeten. Er winkte ihr zu und deutete auf den Besen.

"Auf jeden Fall sind Gerät und Flieger eine Einheit. Wenn das eine nichts taugt, nützt das andere auch nichts", sagte Betty Hollingsworth.

"Ich weiß nicht, ob ich je einen eigenen Besen kriegen werde", sagte Julius leise zu Kevin. "Ich könnte ja runterfallen."

"Muggel haben Fahrräder und Rollschuhe und sonst noch so'n Zeug, von dem man runterfallen kann. Besen sind da echt besser geeignet, weil man sich auf ihnen besser festhalten kann und sie sich besser steuern lassen. Außerdem sind 35 Galleonen für einen Besen wie den von Cho nicht zu viel Geld."

"Wer's hat, Kevin", sagte Julius dazu nur.

Cho kam mit den Andrews, Professor Flitwick und Professor McGonagall von den Rängen herunter. Julius gab ihr den geliehenen Flugbesen zurück, bevor er seine Eltern ansah.

"Hallo. Da seid ihr ja", begrüßte er sie.

"Hallo, Julius. Wurde auch Zeit, daß wir mal herkamen, um uns das sogenannte Bildungsinstitut anzusehen", sagte Richard Andrews.

"Dieses Spiel, machst du das jede Woche?" Fragte Martha Andrews, nachdem sie ihren Sohn begrüßt hatte.

"Ich wurde als Nachwuchsspieler ausgewählt. Wir trainieren nicht jede Woche, aber zwischendurch. Die beiden Mädchen mit den Schlägern gehören aber zu einem anderen Haus", sagte Julius und deutete auf die beiden Hollingsworths, die die geliehenen Sauberwischs schulterten und zum Schloß zurücktrugen.

"Zwischendurch spielen wir auch Fußball", fügte Julius noch hinzu und deutete auf Kevin.

"Diese junge Dame hier hat uns erzählt, daß sie dir ihren Besen ausgeliehen hätte, weil sie meint, daß du mit den hier angebotenen Fluggeräten nicht richtig an deine Leistungsgrenzen herankommst", sagte Richard Andrews mit einem kurzen Blick auf Cho Chang.

"Wenn sie das meint. Ich fand es nett von ihr, mir diesen Flugbesen zu leihen. Ich denke mal, der hat mindestens 20 Galleonen gekostet."

"25 Galleonen und 10 Sickel", korrigierte die Stammspielerin der Ravenclaw-Hausmannschaft.

"Wieviel war das noch mal in Pfund?" Fragte Richard Andrews. Seine Frau gab ihm die entsprechende Zahl bekannt. Er zuckte zusammen und sagte:

"Soviel für einen Hexenbesen? Das glaubt mir doch kein Mensch, daß ich für sowas Geld ausgeben würde."

"Dann muß es eben mit soeinem gehen wie Kevin ihn hatte", erwiderte Julius.

"Wie dem auch sei, es war eine beeindruckende Show", sagte Richard Andrews. Dann wandte er sich an Professor Flitwick und bat darum, ins Schloß zurückzukehren, um die Gespräche mit den Lehrern zu führen. Gloria, Kevin und Julius liefen durch die Gänge des Schlosses, wo sie darüber diskutierten, was Julius' Vater gesagt hatte.

"Ich habe euch doch gesagt, daß er mir keinen Besen kauft", sagte Julius gerade, als Gloria gefragt hatte, warum sein Vater derartig abweisend auftrat.

"Für den bin ich ein Mutant, Alien, Monstrum, solange ich in diesem Schloß bin. Aber damit muß er sich hier und heute abfinden. Immerhin ist er so ehrlich, seine Abneigung auch hier zu zeigen, in Feindesland sozusagen."

"Deine Mutter ist da anders eingestellt. Ich habe gesehen, daß sie sehr beeindruckt war, wie du mit dem Flugbesen umgehen und in der Mannschaft mitspielen konntest. Cho hat ihr erzählt, daß sie dir ihren Besen geliehen hat", erwähnte Gloria.

"Ich weiß, Gloria. Eben das dürfte meinen alten Herren derartig auf die Palme gebracht haben. Erst Aurora Dawn, dann Cho Chang. Ihm fehlt die Kontrolle. Er will entscheiden, wohin ich gehen soll und was ich mache."

"Dann frage ich mich, wann er dir einen guten Freund kaufen will?" Erwiderte Gloria.

Kevin lief noch ein Stück hinter Gloria und Julius her und regte sich künstlich über das auf, was Julius' Vater gesagt hatte:

"Mann, fünfundzwanzig Galleonen sind doch nicht zuviel Geld für so einen guten Besen!"

"Vergiß es, Kevin. Es geht nicht um den Besen, sondern ums Prinzip", erwiderte Julius genervt und sah zu, wie Kevin in Richtung Ravenclaw-Eingang abbog.

Julius betrat als erster das Büro Flitwicks, weil die Porters noch davor warteten.

"Wir haben deinen Eltern den Vortritt gelassen", sagte Mrs. Porter zu Julius. Julius nickte nur und ging in das Arbeitszimmer des Zauberkunstlehrers.

Professor Flitwick erzählte Julius' Eltern, wie gut sich ihr Sohn in Hogwarts eingelebt hatte, daß er mehrere gute Freunde und Bekannte hatte und auch keine Probleme damit hatte, anderen zu helfen.

"Allerdings würde dieses positive Sozialverhalten noch besser funktionieren, wenn Ihr Sohn sich nicht permanent unter Wert verkaufen würde. Nicht, daß ich von einem Schüler erwarte, sich ständig zu präsentieren. Dennoch haben Leute, die sich im Rahmen der gegebenen Regeln frei bewegen können ohne zusätzlichen Druck, mehr von ihrer Ausbildung, weiß ich aus langjähriger Erfahrung."

"Wollen Sie damit sagen, daß Julius sich von uns oder sonstwem unter Druck gesetzt fühlt?" Fragte Richard Andrews.

"Es ist eine Vermutung. Deshalb sind Sie ja auch hier, um zu erörtern, wie die Ausbildung noch förderlicher gestaltet werden kann", erwiderte Flitwick.

"Fühlst du dich unter Druck gesetzt?" Fragte Richard Andrews.

"Ich habe es euch schon geschrieben, daß ich hier wesentlich besser klarkomme als ich gehofft habe, seitdem ihr mir erlaubt habt, Quidditch zu trainieren. Du hast ja gesehen, daß sich das lohnt", sagte Julius ruhig. Er hütete sich davor, zu verlangen, zusätzliche Aufgaben von ihm fernzuhalten. Das sollten andere für ihn tun, falls sie es für richtig hielten.

"Es ist so, Professor Flitwick, daß wir uns die Schule nicht ausgesucht haben. Man trat an uns heran, sehr aufdringlich und Nachdrücklich. Gehen Sie tatsächlich davon aus, ich würde meinen Sohn dazu animieren, sich derartig intensiv hier zu engagieren."

"Das haben Sie ihm untersagt?" Wollte Flitwick wissen. Martha Andrews sah ihren Mann vorwurfsvoll an und ergriff das Wort:

"Wir leben, das ist Ihnen natürlich klar, in einer Welt, in der es als erfundene Geschichte angesehen wird, wenn jemand von Zauberern und Hexen spricht. Unsere Zivilisation begründet sich auf mathematisch ermittelbare und beliebig wiederholbare Dinge. Magie spielt da überhaupt keine Rolle und gilt daher als nichtexistent. Sie dürfen uns und unserem Sohn keinen Vorwurf machen, daß wir mit dieser radikalen Umstellung zu kämpfen haben. Wir sind keine Computer, die in wenigen Minuten mit einem neuen Programm betrieben werden können. Andererseits erkennen wir an, daß Julius Fähigkeiten besitzt, die ihn zu einem Mitglied Ihrer Gesellschaft machen. - Ja, Richard, du willst das nicht wahrhaben", sagte sie noch, als ihr Mann sie tadelnd ansah. Dann fuhr sie fort:

"Für uns ist es schon verdächtig, wenn wir mit abgerichteten Eulen Post versenden müssen und keinen direkten Zugang zu den Lernfortschritten haben, außer den Briefen, die wir von Ihnen erhalten. Papier ist sehr geduldig. Woher sollen wir wissen, daß Sie uns nicht absichtlich etwas vormachen?" Richard Andrews lächelte.

"Deshalb habe ich Ihren Sohn darum gebeten, Ihnen zu zeigen, was er gelernt hat, seitdem er hier ist", griff Flitwick unbeeindruckt die Unterstellung auf und wandte sich an Julius.

"Sehen heißt glauben, sagen die Nichtmagier", begann Julius und zog seinen Zauberstab. Professor Flitwick deutete auf eine kleine Schachtel auf dem Tisch vor sich. "Können Sie die bitte mal aufsteigen lassen?"

Julius sprach die Zauberformel und ließ die Schachtel mühelos einen Meter aufsteigen, in der Luft schweben und dann wieder absinken. Richard Andrews ging hin und prüfte nach, ob sie an einem Seil gehangen hatte.

"Kein Seil oder Nylonfaden", sagte der Chemiker. "Aber vielleicht sollten nicht Sie, sondern wir unserem Sohn sagen, was er zaubern soll, um jede Manipulation auszuschließen."

"Engorgio!" Sagte Julius unvermittelt, wobei sein Zauberstab auf einen Hosenknopf gerichtet war, der auf dem Tisch lag. Der Hosenknopf wuchs unvermittelt zur Größe eines Suppentellers an. Richard Andrews sprang erschrocken zurück. Dann besah er sich das vergrößerte Objekt genau.

"Wenn du mir jetzt verrätst, mit welchem wirklich existierenden Trick man sowas hinkriegt, fahre ich mit euch sofort nach Hause", sagte Julius entschlossen. Richard Andrews untersuchte den vergrößerten Hosenknopf. Er hob ihn an und beklopfte ihn.

"Um sicher zu sein, daß der echt ist, müßte ich eine chemische Analyse machen. Aber so, wie er beschaffen ist, ist es ein solider Körper, keine Gummiattrappe. Was würde passieren, wenn ich ihn zerbreche?"

Nichts. Er wäre dann zerbrochen", sagte Flitwick. Dann bat er Julius, den Knopf wieder einschrumpfen zu lassen. Julius deutete auf den vergrößerten Knopf und sprach den Gegenzauber. Sofort schrumpfte das verzauberte Objekt auf seine Ursprungsgröße zurück. Richard Andrews nahm den Knopf vom Tisch und stellte fest:

"Tatsächlich ein Hosenknopf."

"Du hast mich auf einem Besen fliegen gesehen und jetzt dieses Experiment beobachtet. Glaubst du immer noch, ich könnte wo anders als hier lernen?" Fragte Julius. Flitwick sah ihn prüfend an, dann nickte er.

"Die Bedingungen für deine Einschulung hier sind eindeutig formuliert, mein Sohn. Wenn du sie erfüllst, werden wir weitersehen", sagte Mr. Andrews.

Man unterhielt sich über die Prüfung und Julius' hohes Grundpotential, Julius' Umgang mit Gloria, den eigenen Schlafsaalmitbewohnern und der Hilfe für die Hollingsworths, von der nicht nur Flitwick wußte, sondern auch Professor Sprout. In einem Anflug von Humor sagte der Professor für Zauberkunst noch:

"Man merkt, daß Ihr Sohn die Veranlagung zur wissenschaftlichen Analyse und Aufnahmefähigkeit für Zubereitungen geerbt hat. Aber dazu wird Ihnen Professor Snape wohl noch etwas erzählen."

"Zaubertränke gehören nicht zur Grundlage der seriösen Chemie", wandte Richard Andrews ein.

"Wie Sie meinen. Ich kenne mich darin nicht aus", räumte Professor Flitwick ein. Dann sagte er noch:

"Ihr Sohn hat auf jeden Fall alle Prüfungen bestanden, die seinen weiteren Aufenthalt in Hogwarts rechtfertigen. Am besten sprechen wir noch mal über die Finanzierung, obwohl ich selbstverständlich darüber orientiert bin, was Sie mit der Abteilung für Neuzugänge vereinbart haben. Julius, Sie können ruhig gehen."

Julius verabredete sich mit seinen Eltern vor der Tür und verließ den Besprechungsraum. Draußen sah er, wie Dione Porter gerade die neue Hexenwoche aufgeschlagen hatte. Er wandte sich an Mr. Porter:

"Das dauert jetzt nur noch eine Stunde. Paps feilscht mit Flitwick um die Ausbildungskosten."

"Gloria hat uns erzählt, daß du dir Bücher über die Zauberergesetze und vor allem im Bezug auf Muggelangehlegenheiten ausgeliehen hast. Da steht doch sicherlich drin, wie Muggel die Schulausbildung finanzieren", wandte Mr. Porter ein.

"Wir haben schon ein Verlies bei Gringotts. Ich habe davon erfahren und den Schlüssel erhalten, damit ich dort was abheben kann, wenn ich in die Winkelgasse muß, um Schulsachen zu kaufen. Aber ich habe kein eigenes Geld, wenn meine Eltern meinen, meine Ausbildung hier zu beenden. Allerdings habe ich gelesen, was passieren kann, wenn Kinder mit magischen Fähigkeiten nicht zur Schule geschickt werden."

"Wie bei den Muggeln", sagte Mr. Porter. Gloria, die ihrer Mutter beim lesen zugesehen hatte, wandte sich Julius zu.

"Wo geht ihr nachher hin, wenn deine Eltern bei Flitwick fertig sind?"

"Zu Professor Sprout, danach zu Snape. Das wird lustig. Ich stell mir schon das Gesicht meines Vaters vor, wenn er die eingelegten Untiere bei Snape sieht."

"Hast du nicht auch was von Professor McGonagall gesagt?" Wollte Gloria noch wissen.

"Die haben wir zum Schluß auf der Liste. Paps hat schon enttäuscht dreingeschaut, daß er nicht mit Dumbledore länger reden konnte als nur einige Minuten."

"Für manchen reicht das aus, um ihn nur noch großartig zu finden", meinte Plinius Porter.

"Mein Vater hält ihn vielleicht für einen Sonderling mit langem Bart. Ich bin schon gespannt, was er mir erzählt, wenn ich wieder zu Hause bin."

"Wer hat eigentlich bei euch in der Familie das Sagen?" Fragte Glorias Vater.

"Das könnte ich genauso Sie beide fragen", erwiderte Julius, der nicht so richtig wußte, wie er diese direkte Frage finden sollte. Dione Porter grinste ihren Mann an.

"Jeder hat seine Kompetenzen, Plinius. Das wird bei seinen Eltern nicht anders sein als bei uns", sagte sie ruhig und las den Artikel weiter, den sie gerade aufgeschlagen hatte.

"Wenn Ihre Frau damit meint, daß jeder von Ihnen beiden bestimmte Entscheidungen treffen kann, stimme ich ihr zu, daß meine Eltern das auch unter sich geregelt haben, wer wofür zuständig ist."

Die Tür ging auf, und Mr. Andrews und seine Frau traten heraus. Mrs. Andrews verabschiedete sich für's erste von den Porters und winkte ihrem Sohn, ihr und Mr. Andrews zu folgen.

Julius war noch nie im Büro von Professor Sprout gewesen. Er hatte sich nur vorstellen können, daß dort viele Pflanzen aufgestellt waren. Tatsächlich glich das Sprechzimmer der Kräuterkundelehrerin einer Bildergalerie, die verschiedene Formen pflanzlichen Wachstums zeigten. Ein Gemälde zeigte einen tropischen Dschungel, ein anderes eine üppige Blumenwiese, wieder ein anderes einen europäischen Mischwald. Doch auch echte Pflanzen standen hier. Blumen mit großen Blütenkelchen, die ständig ihre Farbe wechselten, so wie eine blaublätterige Zwergpalme, die an den großen Fenstern aufgestellt waren. Professor Sprout trug zur Besprechung einen waldmeistergrünen Umhang ohne Knitter und Flicken. Nur ihre Hände verrieten, daß sie grobe Gartenarbeit betrieb. Mrs. Andrews begrüßte die Kräuterkundelehrerin, dann grüßte auch Mr. Andrews.

Wie Julius erwartet hatte, konnte die Hausvorsteherin von Hufflepuff nur gutes über ihn berichten. Sie ließ sich auch darüber aus, daß er sehr gut im Team arbeiten und stets seine Kenntnisse weitergeben konnte, ohne zu prahlen oder aufdringlich zu wirken. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch, daß sie davon wußte, daß zwei Hufflepuff-Erstklässlerinnen ihre guten Noten in Kräuterkunde und Zaubertränken, sowie Astronomie seiner Mithilfe verdankten, weil er sie stets mit den nötigen Kenntnissen versorgt hatte.

"Mein Sohn war schon immer ein enthusiastischer Pflanzennarr. Unsere Nachbarn, die exotische Sträucher und Blumen halten, haben ihn häufig vor ihren Gartenzäunen angetroffen, wie er sich die Pflanzen ansah und ihn mehrmals gefragt, ob er sich vorstellen könne, diese Vorliebe zum Beruf zu machen", erklärte Richard Andrews. Dann fragte er:

"Wie kommt es eigentlich, daß unsereins, der von Ihnen in nicht generell gewollter Abschätzigkeit als Muggel bezeichnet wird, keine magischen Pflanzen zu sehen kriegt?"

"Auf die Frage war ich gefaßt", erwiderte die rundliche Kräuterkundelehrerin und erklärte:

"Normalerweise sehen nichtmagische Menschen magische Pflanzen deshalb nicht, weil diese Pflanzen nur unter bestimmten Bedingungen wachsen, die von Nichtmagiern nicht geschaffen werden können, wie Auswahl des richtigen Düngers, Einhaltung bestimmter Pflanzzeiten oder einfach nur die Anwesenheit von magischer Ausstrahlung eines Ortes oder einer Person. Hinzu kommen Pflanzen, die sich vor Nichtmagiern durch Tarnfarben verbergen oder Duftstoffe verströmen, die Nichtmagier vergessen lassen, daß sie sie gesehen haben. Bevor Sie nun zu recht einwenden, daß auch auf Fotos keine magischen Pflanzen zu sehen sind: Es handelt sich dabei um das gleiche Prinzip, daß nichtmagische Bildaufnahmen unfähig macht, Geisterwesen abzubilden. Wie das genau funktioniert, müßten Sie sich allerdings von Professor Flitwick erläutern lassen."

"Ja, aber wie soll ich dann nachprüfen, ob unser Sohn tatsächlich mit Zauberpflanzen arbeitet?" Wollte Martha Andrews wissen.

"Sie sehen diese Blume hier? Wieso glauben Sie, wechselt sie andauernd die Farbe?" Fragte Professor Sprout und deutete auf den großen Blütenkelch, dessen Farbe gerade von Blaßlila nach Ockergelb umschlug.

"Weiß ich doch nicht, was für ein Trick das ist. Man kann chemisch Beschichtungen schaffen, die auf Wärmeänderungen, Zufuhr von Licht oder elektrischer Energie oder Auf Feuchtigkeitsunterschiede reagieren. Sowas wird das hier sein."

"Ja, kann hinkommen. Aber fassen Sie diese Blume ruhig einmal an! Keine Sorge. Sie ist nicht giftig."

Richard Andrews sah die Pflanze an, deren Farbe gerade nach Neongrün umschlug. Dann ging er an die große Vase und tastete vorsichtig nach dem Blütenkelch. Sofort wechselte dieser die Farbe und erschien nun himmelblau. Julius Vater erstarrte für einen Sekundenbruchteil. Als Richard Andrews sich zurückzog, kehrte die Blütenfarbe zu Neongrün zurück.

"Welcher von Ihnen ausgehender Reiz hat die Farbänderung bewirkt?" Fragte die Kräuterkundelehrerin.

"Wie gesagt, das kann die Wärme meiner Hand gewesen sein, deren Feuchtigkeit, Salzgehalt auf der Haut oder vielleicht die elektrischen Felder, die von den Muskeln und Nerven erzeugt werden. Außerdem muß ich sowas nicht wissen."

"Kennen Sie diese Blume, Mr. Andrews Junior?"

Julius sah noch mal hin und sagte dann:

"Nicht auswendig. Ich weiß nur, daß es Blumen gibt, die wie Mimosen auf Berührung hin die Farben ändern. Manche reagieren sogar auf Gefühlsschwankungen, wie ein Stimmungsfarbring es tut. Diese Blume dürfte die südamerikanische Regenbogenkelchblume Calyx iridina emotionalis sein. Sie reagiert auf Stimmungsänderungen durch Farbwechsel und kann wechselwirkend Stimmungen durch bestimmte Farben auslösen. Aber wo sie genau wächst und wie sie zu halten ist, weiß ich nicht. Ich habe nur gelesen, daß sie sehr teuer ist. Also ist sie selten oder schwer zu ziehen."

"Immerhin fünf von zehn Bewertungspunkten", stellte Professor Sprout sachlich fest. "Diese Blume reagiert auf Berührungen durch Farbwechsel zu einer bestimmten Farbe. Es handelt sich dabei um die Farbe, die von der Person, die sie berührt, mit einer bestimmten Stimmung verbunden wird, die ihm angenehm ist. So kann jeder sich für eine Zeit lang durch die Blütenfarbe beruhigen oder entspannen lassen."

"Das will ich wissen", sagte Martha Andrews und ging ihrerseits zu der merkwürdigen Blume hin. Sie faßte sie an, und sofort wechselte die Farbe des Blütenkelches von gerade Veilchenblau zu Samtbraun.

"Tatsächlich", sagte Martha Andrews und ließ den Stiel der Blume wieder los. Die Blüte wurde wieder veilchenblau, um dann nach Orangerot zu wechseln.

"Welcher Trick bewirkt also, daß die Blume weiß, welche Farbe sie bei Ihnen annehmen muß?" Fragte Professor Sprout.

"Die Pflanze ist nicht echt!" Rief Richard Andrews und trat entschlossen an die Blumenvase heran. Bevor Professor Sprout etwas unternehmen konnte, zog Julius' Vater bereits an dem Stiel und wollte die Blume ausreißen. Doch wie von einem Stromschlag getroffen zuckte er zurück, während sich der Blütenkelch von Giftgrün über Bernsteingelb bis Signalrot verfärbte.

"Das glaube ich nicht", stammelte er und ließ sich kraftlos auf den Stuhl zurücksinken. Dann schluckte er und sagte:

"Dieses Ding hat geschrien, in meinem Kopf, ich soll sie gefälligst nicht ausreißen. Dann habe ich etwas gespürt, als wenn mich jemand beim Kragen gepackt hätte und vom Boden hochreißen wolle. Das gibt es doch nicht!"

"Seien Sie froh, daß es Ihnen nicht gelang, die Blume aus der Erde zu ziehen. Die Gefühlsübertragung von ihr auf Sie, die Sie erfahren haben hätte Sie bewußtlos werden lassen."

"Heftig", sagte Julius.

"Somit komme ich auf Ihre Frage zurück. Da diese Blume offensichtlich kein Trick ist, muß sie magisch begabt sein. Und wenn diese Pflanze magische Eigenschaften hat, so können Sie davon ausgehen, daß es auch andere Gewächse mit Zauberkräften gibt und Ihr Sohn hier keinen unsinnigen Hokuspokus lernt, wenn er bei mir im Gewächshaus arbeitet", stellte die Kräuterkundelehrerin klar.

"Gibt es vielleicht auch echte Monster wie Feuerdrachen, Gorgonen oder Einhörner hier auf dem Gelände?" Fragte Martha Andrews und sah ihren Mann herausfordernd an. "Vielleicht möchtest du ja mit so einem Tier spazierengehen, um zu glauben, daß es magisch ist, Richard."

Julius hätte fast ausgeplaudert, daß im See Meerleute lebten, die man ganz einfach aus dem Wasser locken konnte, wenn man Natriumtabletten hineinwarf. Doch das behielt er lieber für sich.

"Haben Sie noch irgendwelche Fragen, die meinen Unterricht betreffen?" Wollte Professor Sprout wissen.

"Nein, haben wir nicht", entschied Martha Andrews. "Wir bedanken uns für Ihre detaillierte Stellungnahme und das interessante Experiment, dem wir beiwohnen durften. Ich möchte nur von Ihnen wissen, ob Ihnen bekannt ist, daß unser Sohn Kontakt zu einer angeblich ehemaligen Schülerin dieser Lehranstalt besitzt, die selbst im Zauberpflanzenbereich tätig sein soll und in Australien lebt?"

"Selbstverständlich weiß ich das, daß Ihr Sohn mit Ms. Aurora Dawn in Verbindung steht. Es findet sogar meine volle Zustimmung. Immerhin habe ich Ihren Sohn ja bei seinem Einkauf in der Winkelgasse mit Ms. Dawn angetroffen und auch weiterhin von ihr erfahren, das sie durchaus daran interessiert ist, wie sich Ihr Sohn entwickelt. Vielleicht, dies nur als vorsichtiger Hinweis, ist es besser, das Wort "angeblich" oder "vermeintlich" im Zusammenhang mit Hogwarts lediglich in Ihren Gedanken auszusprechen. Falls Sie meinem Kollegen Professor Snape mit derartigen Abschätzigkeiten begegnen sollten, könnte er seinerseits auf die Idee kommen, Sie für unfähig zu erklären, seinen Unterricht auch nur ansatzweise zu verstehen und Ihren Besuch als unnötige Zeitvergeudung zu betrachten. Dies nur, um Ihnen ein vermeidbares Mißverständnis zu ersparen. Abschließend nur noch soviel: Ich halte Ihren Sohn für kompetent genug, es im zauberkräuterkundlichen Bereich zu hohem Ansehen zu bringen, wenn seine Bemühungen gefördert und nicht behindert werden. Ich hoffe, Sie umfassend unterrichtet zu haben."

"Ja, das haben Sie", sagte Martha Andrews und verabschiedete sich von der Kräuterkundelehrerin. Ihr Mann nickte nur beipflichtend und verließ wortlos den Besprechungsraum. Draußen liefen ihnen die Hollingsworths und Aurelia Merryweather aus Hufflepuff über den Weg. Julius grüßte sie lächelnd und stellte sie seinen Eltern vor. Er erwähnte auch, daß sie zusammen Zaubertrankunterricht und bis vor kurzem auch Besenflug zusammen gehabt hätten.

"Viel Spaß noch!" Wünschte Jenna den Andrews' und ging mit ihrer Schwester und der Hauskameradin in das Büro der Hufflepuff-Hauslehrerin.

"Du machst uns nicht vielleicht zum Gespött der Leute hier?" Fragte Richard Andrews.

"Habe ich nicht nötig", sagte Julius kalt. "Warum sollte ich dich zum Gespött der Leute hier machen? Dadurch würde ich mir doch selbst schaden."

"Das will ich meinen", sagte Mr. Andrews. Seine Frau lächelte verwegen. Sie hatte Julius versteckte Andeutung verstanden. Julius hatte hier nichts davon, wenn sein Vater für einen Ignoranten gehalten wurde. Sie empfand die Atmosphäre hier als überaus routiniert, selbst wenn überall Dinge passierten, die fremdartig waren. Für die Menschen hier waren sie nicht nur normal, sondern alltäglich und vielleicht schon langweilig.

"Ich hoffe, daß mein Terminplaner, mein Mobiltelefon und meine Armbanduhr nachher wieder funktionieren. Sonst verklage ich diese Schule wegen Sachbeschädigung und Sabotage wichtiger Firmendaten", sagte Richard Andrews.

"Außer der Uhr mußt du nichts mehr nachstellen oder zurückholen", sagte Julius ruhig. "Es funktioniert hier nichts, aber geht nicht verloren, was elektronisch gespeichert wurde."

Flitwick hatte Julius' Eltern darum gebeten, mit den Porters, die zuerst bei Snape gewesen waren, in einem Gästespeisezimmer des Schlosses das Mittagessen einzunehmen, da es nicht den Schulregeln entsprach, das Muggel-Eltern von Schülern im Ggroßen Saal aßen oder im Gemeinschaftsraum des jeweiligen Hauses ihr Essen zu sich nahmen. Die Porters wußten das und sahen daher beruhigend auf die Andrews' als Gloria und Julius alleine in den großen Saal gingen.

"Bevor wir uns darauf festlegen, daß wir nichts den anderen sagen, wie es bisher gelaufen ist, wollte ich nur wissen, wie Professor Snape gerade drauf ist", wandte sich Julius an Gloria.

"Er schleppt immer noch diese Niederlage mit sich herum, daß er Black nicht an die Dementoren übergeben konnte und ihm dadurch der Orden der Merlin flötenging. Aber er hat meinen Eltern nur erzählt, daß ich zumindest den Anforderungen genügte, die Ravenclaw stellt. Wahrscheinlich meint er damit, daß seine hohen Anforderungen noch nicht erfüllt werden. Liegt vielleicht auch daran, daß mein Vater ihn immer sehr genau angesehen hat und in der Zaubererwelt nicht gerade unbekannt ist."

"Oha! Dann kriegen wir das ganze Elend ab, wenn wir dem Herren unsere Aufwartung machen", seufzte Julius. "Professor Sprout hat meinen Eltern schon gesteckt, daß auffällige Ablehnung der Zauberei bei Snape total verkehrt sei. Mein Vater hat nur auf Lehrer gehört, die etwas an meiner Arbeitsweise kritisierten, aber niemals an seiner Einstellung zu meinem Unterricht."

"Das dürfte interessant werden", grinste Gloria gehässig.

"Für Snape?"

"Für den sowieso."

Während des Mittagessens herrschte die Übereinkunft, daß über Julius' und Glorias Eltern nicht geredet wurde. Julius beantwortete die Frage von Kevin, ob er nun doch einen Besen kriegte mit "kein Kommentar", was Penelope und Terrence dazu veranlaßte, jede unerwünschte Diskussion über die Gäste unter Androhung eines Punktabzugs zu untersagen.

Am Nachmittag um drei Uhr stand der Termin bei Professor Snape auf dem Plan. Julius war es mulmig zu Mute, wenn er sich vorstellte, daß der Zaubertranklehrer kein gutes Haar an ihm lassen und seine Eltern als unwichtigen Besuch abtun würde.

In Snapes Büro kam Julius erst einmal auf seine Kosten, was die dort ausgestellten Zaubertrankzutaten anging. Er sah sogar das Glasgefäß mit dem Dianthuskraut, von dem er Kevin vor der Prüfung bei Lupin erzählt hatte. Snape handelte den Termin mit einer schnellen Beschreibung von Julius' Leistungen ab und vermied auch nicht den Hinweis darauf, daß Julius für einen Muggel das gewohnte Bild des Unkundigen darbot und er zumindest dahingehend gut mitgearbeitet hatte, daß er keine Katastrophe ausgelöst hatte. Immerhin habe er es zum fünftbesten Absolventen der ersten Klasse geschafft, und Julius konnte sich denken, aus welchem Haus die vier ersten kamen. Martha, von Professor Sprouts Warnung geleitet, hielt sich ruhig und sagte nur "in Ordnung" oder "Immerhin", wenn Snape sich über ihren Sohn ausließ. Richard fragte jedoch einmal:

"Falls mein Sohn hier wirklich der Idiot ist, als den Sie ihn darzustellen versuchen, Professor Snape, können Sie mir vielleicht erzählen, wieso er bei den anderen Professoren so gute Noten erzielen konnte? Könnte es sogar sein, daß Sie nach Sympathien benoten, weil unser Sohn eben nicht aus einer Zaubererfamilie abstammt?"

"Woher nehmen Sie es, daß Ihr Sohn ein Idiot ist? Warum sollte ich derartiges behaupten?" Erwiderte Snape. Julius entging nicht, daß er seinen Vater sehr bösartig anstarrte. Offenbar hatte Richard Andrews keine taktvolle Aussprache nötig. Insofern würde er wohl gleich von Snape eine entsprechend heftige Antwort kriegen.

"Ich habe Ihnen zu erklären versucht, daß es völlig normal ist, daß jemand, der keine Zauberer in der Verwandtschaft hat, starke Probleme bei meinem Unterricht haben muß, da ihm sowohl die Erfahrung, als auch die Einsicht fehlen, daß mein Unterricht wichtig ist. Sie haben es wohl auch nicht nötig, mir zuzuhören, Mr. Andrews, weil Sie eine von mir längst beantwortete Frage stellen. Ich habe Ihnen erklärt, daß Julius Andrews dafür, daß er eben diese unvermeidlichen Mängel besitzt, immerhin in der Lage war, in den Stunden keinen Schaden an Material und Personen anzurichten. Über seine sozialen Fähigkeiten ist nur zu vermelden, daß er häufig versucht, sein Wissen, von dem er nicht ermessen kann, ob es überhaupt zutrifft, anderen einzureden. Insofern hat er noch mal Glück gehabt, daß ich ihn nicht meines Unterrichts verwiesen habe. Es hätte ja Schaden durch falsches Wissen entstehen können."

"Der von Ihnen als Mangel bezeichnete Umstand, daß meine Frau und ich nicht Ihrem Verein angehören, hinderte ihn aber nicht daran, heute morgen auf einem Hexenbesen mit anderen herumzufliegen und in Fächern, die ich persönlich für physikalisch völlig unmöglich erachte überdurchschnittlich gute Noten zu erarbeiten. Nur bei Ihnen und bei einem Professor Binns, der angeblich ein echtes Gespenst ist, kam er auf keine gute Note. Entweder unterstellen Sie meinem Sohn Faulheit oder Dummheit. Falls erstes der Fall ist, dann hätten Sie ihm schlechtere Noten geben müssen, auch ohne seine Abstammung betonen zu müssen. Falls zweites der Fall ist, dann verweise ich Sie gerne auf den auch in Ihrer für mich exotischen Zivilisation gültigen Grundsatz: "Kein noch so kluger Schüler lernt bei einem Lehrer, der ihm nichts beibringen will. Und jeder noch so dumme Schüler findet einen Lehrer, der ihm zumindest das kleine Einmaleins seines Faches beizubringen vermag, egal wie lange es dauert."

"Was heißt hier, Professor Binns sei angeblich ein echtes Gespenst. Er ist seit über vierhundert Jahren tot, aber als Geist immer noch im aktiven Schuldienst. Falls Sie nicht in der Lage sind, über Ihren mechanisch konstruierten Denkhorizont hinauszublicken, frage ich mich doch ernsthaft, weswegen Sie eigentlich mit Ihrer willfährigen Gattin, die allem fraglos beipflichtet, was Sie oder ich sagen, nach Hogwarts gekommen sind. Schließlich ist dies alles, was wir hier machen, in Ihrer beschränkten Sicht reiner Unsinn, absolut unmöglich, ein Hirngespinst. Und ich fühle mich nicht dazu im Stande oder gar berufen, Sie zu überzeugen, daß Sie vollkommen unrecht haben. Einen Schönen Tag wünsche ich Ihnen noch!"

Mit diesen Worten ließ Snape die Bürotür von Zauberhand aufschwingen. Julius und seine Mutter verstanden den Wink und verließen den Raum. Richard Andrews fühlte sich immer noch stark genug, sich mit Snape anzulegen.

"Was den Besuch bei Ihnen angeht, so stimme ich Ihnen zu, daß es Zeitverschwendung ist, sich mit einem bornierten Fachidioten zu befassen, der nicht in der Lage ist, kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen, ohne sich negativ darüber zu äußern. Meine Ansicht über Ihre Art, mit meinem Sohn zu verfahren steht, ob Sie mich für einen Ignoranten halten oder nicht. Zumindest waren Sie so ehrlich, nicht zu heucheln, daß Sie gerne mit meinem Sohn arbeiten, weil es Sie interessiert, einen Muggel zu einem Zauberer zu machen. Aber dies ist der einzige Pluspunkt, den Sie bei mir erwerben, wenngleich ich weiß, daß es Ihnen völlig egal ist, was ich von Ihnen halte, Professor Snape! Auch Ihnen einen schönen Tag noch!"

Erst jetzt kam Richard Andrews aus dem Büro, gerade noch rechtzeitig, um nicht von irgendeinem Wutausbruch des Zaubertranklehrers heimgesucht zu werden.

"Wie gesagt, Paps: Ich habe es nicht nötig, dich zum Gespött der Leute hier zu machen. Denn ich habe überhaupt nichts davon", knurrte Julius.

"Du kannst davon ausgehen, daß dieser Schleimbeutel dich zum letztenmal mit seinen merkwürdigen Giftmischerlehrsätzen traktiert hat", erwiderte Richard Andrews. Julius hörte nichts gutes aus dieser Aussage heraus.

"Nur noch zu dieser McGonagall. Wenn die mir auch so unverschämt kommt, fährst du gleich mit uns nach Hause", schnaubte Richard Andrews, während seine Frau ihm warnende Blicke zuwarf.

Julius führte seine Eltern durch die Korridore zu Professor McGonagalls Büro und klopfte leise an. Die Tür schwang auf und Hermine Granger kam heraus.

"Hallo, Julius! Professor McGonagall wartet schon auf dich. Ich hatte nur noch was zu erledigen. Ach, deine Eltern sind da! Schön! Dann bekommen Sie zumindest mit, wie gut die Einrichtungen hier sind und daß wir hier viel lernen können."

"Mr. und Mrs. Andrews, Hermine Granger, eine Schulkameradin aus der dritten Klasse, deren Eltern auch keine Zauberer sind", stellte Julius die ältere Gryffindor-Bewohnerin seinen Eltern vor. Hermine sagte kurz "Erfreut, Sie kennenzulernen und bekam eine mißmutige Antwort von Mr. Andrews und ein höfliches "Ebenfalls" von Mrs. Andrews. Dann ging die Musterschülerin der dritten Klasse davon, offenbar froh, etwas wichtiges zur vollen Zufriedenheit erledigt zu haben.

"Bei der hat das Anpassungsprogramm wohl vortrefflich funktioniert", knurrte Richard Andrews, während Julius und seine Mutter bereits in das Büro der Verwandlungslehrerin eintraten.

"Ebenfalls guten Tag, Mr. Andrews!" Sprach Professor McGonagall als Antwort auf Richard Andrews' abfällige Bemerkung, während sie etwas, das wie eine Sanduhr an einer langen Kette aussah, mit ihrem Zauberstab antippte und verschwinden ließ. Sie stekcte den Zauberstab wieder in ihren Umhang und bot den Besuchern einen Platz an.

"Ihrem Terminplan nach haben Sie meine Kollegen Flitwick, Sprout und Snape bereits besucht. Haben Sie dabei den Eindruck gewonnen, daß wir uns hier irgendwie abfällig über Ihren Sohn auslassen?"

"Fragen Sie Ihre werten Kollegen doch selbst!" Grummelte Mr. Andrews. Seine Frau sah ihn wieder mit einem zur Vorsicht gemahnenden Blick an und sprach dann:

"Wir hatten gerade eine unerfreuliche Differenz mit Professor Snape. Mein Mann gewann den Eindruck, als daß hier nach Abstammung beurteilt würde". Dem stehen die Aussagen Ihrer Kollegen Flitwick und Sprout entgegen, die sich über die Maßen positiv über die Leistungen von Julius geäußert haben. Ich persönlich bin skeptisch, was gute Kritiken angeht, wenn ich daran denke, daß es ein Ziel dieser Lehranstalt ist, ihre Schüler in eine bestimmte Gesellschaft zu integrieren. Allerdings räume ich ein, nicht alles im ersten Ansatz erkennen zu können, was sich mir im ersten Augenblick bietet. Daher bin ich neben meinem Mann vor allem daran interessiert, sachliche Fakten von Ihnen zu erfahren und nicht nur lobende oder abfällige Bemerkungen. Immerhin wurde uns diese Entscheidung, Julius in Ihre Obhut zu geben, nicht freigestellt, sondern abverlangt."

"Wenn Sie mit sachlichen Darstellungen meinen, ob Julius Andrews sich bereits in der ersten Klasse auch und vor allem in meinem Unterrichtsfach bewährt hat und an vollendeten Aufgaben vorgerechnet bekommen möchten, wie gut er sich integriert hat, um Ihren Begriff zu benutzen, so kann ich Ihnen mehrere Objekte zeigen, die nur existieren, weil Ihr Sohn dies bewirkt hat, ohne auf Noten oder Arbeitshaltung eingehen zu müssen. Da Sie sich den Besuch bei mir wohl nicht ohne Grund bis zum Schluß aufgehoben haben, unterstelle ich, daß Sie natürlich auch meine persönliche Meinung hören möchten, da ich diejenige war, die Sie zuerst aufgesucht hat. - Möchten Sie etwas Tee?"

Julius nickte, und auch Martha Andrews machte eine bejahende Geste. Die Lehrerin für Verwandlung holte ihren Zauberstab hervor und beschwor eine bauchige Teekanne auf den großen Schreibtisch. Eine weitere Zauberei ließ Teller, Tassen und Gebäck erscheinen. Richard sah die Sachen mit argwöhnischem Blick an und sagte:

"Ich habe es mir abgewöhnt, Sachen zu essen oder zu trinken, bei deren Zubereitung ich nicht Zeuge war und die auf mir unerschließbare Weise serviert werden."

"Wie Sie wünschen, Mr. Andrews", erkannte Professor McGonagall Julius' Vater zu. Dann schenkte sie Mrs. Andrews, Julius und sich eine Tasse Tee ein und erzählte, daß herausgekommen sei, daß Julius eine hohe Zauberkraft besaß und im letzten Jahr sehr erfolgreich damit umzugehen gelernt hatte. Sie ließ Julius noch mal die Verwandlung eines Streichholzes in eine Stecknadel wiederholen und ihn einen Pergamentumschlag umfärben. Richard sah dies mit zunehmendem Unbehagen. Offenbar wurde ihm nun klar, daß sein Sohn kein Trickser war, sondern wirklich mit Magie umging, und daß man ihm hier Dinge beibrachte, vor denen er sich nicht schützen konnte. Professor McGonagall entging nicht, daß Martha Andrews beeindruckt war und Richard Andrews sich schwer beherrschen mußte, um sein Unbehagen zu verbergen. Deshalb sagte sie ohne Umschweife:

"Sie sehen, daß Ihr Sohn hier am besten aufgehoben ist, da nur hier diese starken Kräfte in beherrschbare Bahnen gelenkt werden können. Wenn Sie das als sachliche Aussage hinnehmen möchten, meinetwegen. Hinzu kommt noch, daß Ihr Sohn ein hervorragendes Gedächtnis für Zauberformeln und Grundgesten mit dem Zauberstab besitzt, was die meisten Gestellten Aufgaben für ihn lösbar gemacht hat. Ging ich im ersten Ansatz davon aus, daß er nur aus Zufall eine hohe Umwandlungsbegabung besaß, nahm ich sie im weiteren Verlauf des Schuljahres als gegeben hin und förderte das Wissen Ihres Sohnes, was dieser mit einer Einschränkung konsequent aufnahm und umsezte:

Ihr Sohn, Mr. und Mrs. Andrews, leidet offenbar unter dem Zwang, sich so unauffällig wie möglich verhalten zu müssen, was gerade im Fall seiner hohen Grundbegabung, zu der sich Professor Flitwick bestimmt schon geäußert hat, einen seelischen Konflikt in sich birgt. Ich habe wieder und wieder feststellen müssen, daß er versucht, seine Abstammung als Grund für sein Verlangen nach Unauffälligkeit anzuführen. Falls dem so war, so hoffe ich, daß sich das im nächsten Jahr auf Grund der hier gemachten Erfahrung im schulischen als auch im sozialen Bereich gelegt haben wird und Ihr Sohn ohne Hemmungen am Unterricht teilnimmt. Bescheidenheit ist eine gute Charaktereigenschaft. Übertriebene Zurückhaltung, die nicht auf Arbeitsverweigerung sondern Angst vor den eigenen Fähigkeiten beruht, ist alles andere als hilfreich."

"Vielleicht möchte Julius kein Zauberer werden", wandte Richard Andrews ein.

"Nein, daran liegt es nicht. Im Gegenteil, er experimentiert ja schon mit seiner Zauberkunst. Damit ist er genauso ein Zauberer wie die übrigen Schüler hier. Es muß also aus der Muggelwelt kommen."

"Unverschämtheit", erwiderte Mr. Andrews.

"Richard, vielleicht hat sie recht. Wir sollten uns damit abfinden, daß unser Sohn eben hier besser ausgebildet wird als anderswo", sagte Martha Andrews. Richard Andrews sagte dazu nur:

"Das kannst du nicht beurteilen. Aber wenn du meinst, daß du es hinnehmen möchtest, daß unser Sohn hier von Hexen und Zauberern verdorben wird, dann bitte. Ich sehe das als Zeitverschwendung an."

"Ich nicht, Paps!" Sagte Julius vorlaut. "Immerhin betreiben sie hier auch Wissenschaften, wenn auch anders aufgebaut. Du hast doch Professor Sprout gehört und dieses Experiment gemacht."

"Wie gesagt, Professor McGonagall. ich halte diese Entscheidung immer noch für falsch, und nur weil sie uns aufgezwungen wurde, ist si noch lange nicht richtig."

Ohne eine weitere Erklärung abzuwarten verabschiedeten sich Richard und Martha Andrews von Professor McGonagall und verließen mit Julius zusammen das Büro.

Julius dachte schon, sein Vater würde versuchen, ihn wirklich gleich mitzunehmen, doch die Porters, von Gloria wohl vorgewarnt, konnten dies verhindern, indem sie sagten:

"Unser Fahrer hat die Anweisung, uns vier abzuholen. Für den Fall, daß Sie meinen, Ihren Sohn mitnehmen zu müssen, werden Sie mit ihm hierbleiben müssen", hatte Plinius Porter gesagt.

"Woher ... Natürlich nicht! Ich weiß doch, daß sie ihn in den Ferien sowieso zurückschicken", sagte Richard Andrews, dem die Vorstellung mißfiel, in diesem alten Schloß bleiben zu müssen, weil ein Zauberer in einem magischen Auto die Anweisung hatte, nur die abzuholen, die er abgeliefert hatte.

Zusammen mit Professor Flitwick durften die Andrews und Julius kurz in das Ravenclaw-Schlafzimmer für die Jungen, um zu sehen, wie Julius untergebracht war. Richard staunte zwar über die Himmelbetten, hielt es aber für zu pompös, Kinder derartig protzig unterzubringen. Es war sieben Uhr, als der Chauffeur von Gringotts die Andrews und die Porters abholte und in einem silbergrauen Bandley davonfuhr, durch das Tor rumpelte und in Richtung Hogsmeade verschwand.

"Hast du deinen Eltern erzählt, daß meine Eltern auf die Idee kommen könnten, mich mitzunehmen, Gloria?" Wandte sich Julius an seine Klassenkameradin.

"Ich nicht. Dad hatte sowas angedeutet, daß auf der Fahrt hierher schon debattiert wurde, wie unsinnig die Zaubererwelt doch sei, weil sie keine modernen Einrichtungen hätte. Oder denkst du, ich hätte meinen Eltern irgendwas anweisen können?"

"Neh, das nicht, Gloria. Aber ich sehe das Gesicht meines Vaters noch vor mir, wie er enttäuscht und verängstigt nickt, als dein Vater ihm ganz locker gesagt hat, daß nur vier Leute abgeholt werden sollen."

"Tja, vorgewarnt war er ja schon durch deinen Besuch bei uns zu Weihnachten und unserem Besuch bei euch um Ostern. Aber das ist ja schon längst geklärt, daß du so oder so wieder hier herkommen wirst, oder?"

"Von meinem Standpunkt aus ja", sagte Julius.

 

 

Die letzten Wochen des Schuljahres verliefen ohne nennenswerte Ereignisse. Lediglich Snape meinte einmal zu Julius, daß es schon eine arge Last sei, derartig ignorante Eltern zu haben, auch wenn es nur Muggel seien. Julius hielt seine Strategie der Widerspruchslosigkeit durch und sagte nur:

"Das ist wohl wahr."

Julius las weiter in den beiden Büchern über die Zaubereigesetze und fand dabei auch ein Kapitel über die verbotenen Zauber. Als er das Kapitel aufschlug, gesellten sich Gloria, Gilda und Kevin zu ihm und ließen sich vorlesen, was dort in roten Buchstaben stand.

"Seit jeher sind drei mächtige Flüche unverzeihlich und werden mit lebenslänglicher Haft in Askaban bestraft, die Geist, Körper und Seele richtiger Menschen, ob Muggel oder Magier, betreffen. Es handelt sich um den Zwing- und Kontrollfluch Imperius, den Folterfluch Cruciatus und den Todesfluch Avada Kedavra. Gegen diese unverzeihlichen Flüche gibt es bislang keinen Gegenzauber. Wer sie verwendet, zeichnet sich durch grenzenlose Lebensverachtung aus und dient in der Regel der schwarzen Magie. Darüber hinaus wurde seit dem ersten Januar 1982 die Beschwörung des dunklen Mals dessen, dessen Name nicht genannt werden darf, unter Strafe gestellt. Wer das dunkle Mal des schwarzen Lords und seiner Gefolgschaft heraufbeschwört, muß gemäß Übereinkunft aller Zaubereiministerien der Erde 1500 Galleonen Strafe zahlen oder für drei Jahre nach Askaban."

"Huch, dann darf den keiner noch nicht einmal aus Jux verwenden?" Fragte Kevin.

"So steht das hier", sagte Julius. Gilda Fletcher wußte noch zu ergänzen:

"Das Zeichen ist ein fluoreszierender Totenschädel mit einer Schlangenzunge, der nach Ausruf des Zaubers in den Himmel steigt und weithin sichtbar ist. Die Anhänger des dunklen Lords setzten dieses magische Symbol immer über den Häusern aus, in denen sie Terror und Tod verbreitet hatten."

"Ja, und was meine Oma Jane mir in den Osterferien erzählt hat ist hier nicht aufgeschrieben worden. Wer nämlich mal so aus Spaß meint, das Zeichen des dunklen Lords in den Himmel zu schießen, riskiert, von Hexen und Zauberern grausam bestraft zu werden, die Verwandte verloren haben und dieses Symbol zu gut kennen. Meine Oma hat berichtet, daß in einem kleinen Ort nahe Los Angeles ein Absolvent der Thorntails-Akademie dieses Symbol in den Himmel geschossen hat, um seinen Freunden was zu beweisen. Sofort waren mehrere Hexen und Zauberer um ihn herum und haben ihn mit Zauberflüchen grausam verunstaltet. Sein Kopf wurde von Eingreiftruppen des Westküstenabschnitts auf einem Blutbaumstumpf gefunden, wo er noch unter Qualen litt. Natürlich steht von dieser Art Selbstjustiz nichts da drin."

"Was für eine Horrorgeschichte. Erzählte deine Oma sie dir, damit du brav ins Bett gingst?" Fragte Julius.

"Du alter Banause. Lege es niemals darauf an, daß eine Hexe oder ein Zauberer was mit dir anstellt, das dich wünschen läßt, er oder sie hätte dich getötet!" Warnte Gloria.

Penelope Clearwater hörte die Unterredung und kam herüber. Sie sah auf die aufgeklappte Buchseite und sprach zu Julius:

"Um dies klarzustellen: Diese Flüche sind die Werkzeuge schwarzer Magier. Komm in deiner Experimentierlaune niemals darauf, auch nur einen davon auszuprobieren! Der Versuch alleine kann dich aus der Schule und aus der Zaubererwelt befördern."

"Dieser Todesfluch, das ist der Todesfluch?"

"Den niemand überlebt hat, bis auf einen", ergänzte Penelope.

"Und der wohnt drüben in Gryffindor", vermutete Julius.

"Genau", erwiderte Penelope Clearwater.

Julius dachte kurz daran, daß Brutus Pane versucht hatte, ihm diesen Fluch anzuhexen und wie gut die Sache vertuscht wurde. Um nicht beim Nachdenken ertappt zu werden sagte er schnell:

"Wir brauchen diese Flüche doch nicht. Wir haben bei Lupin Erstarrungszauber, den Pfeiftonzauber und den Panik- und Besänftigungsfluch gelernt."

"Was auch schon ziemlich heftig ist", wandte die Vertrauensschülerin ein. Dann sagte sie noch:

"Wenn euch jemand mit diesen Flüchen kommen will, hilft nur ein Entwaffnungs-, Klammer- oder Erstarrungszauber, oder schnelles Ausweichen."

"Gut, okay. Ich habe verstanden. Die drei Flüche dürfen nicht gegen Menschenwesen angewendet werden."

"Wenn du sie aus irgendeinem Grund gelernt haben solltest, solltest du sie nach Möglichkeit nicht anwenden, wenn es andre Möglichkeiten gibt. Es macht dich nicht beliebt, auch nur einen davon zu können, selbst wenn du ihn auf eine nichtmenschliche Kreatur legen willst."

"Verstanden. Man sollte nie eine Pistole ziehen, wenn man nicht damit schießen will."

"Eine Pistole ist doch ein Metallstab, mit dem sich die Muggel gegenseitig töten können", erinnerte sich die Vertrauensschülerin.

"Yep!" Machte Julius nur.

Als Penelope sich zu ihrem Tisch zurückgezogen hatte, lasen Julius und seine Klassenkameraden weiter aus dem Buch über die Zauberergesetze. Julius schrieb sich manche Passage auf, damit er sie im Bedarfsfall noch mal nachlesen konnte. Am letzten Schultag wollte er die Bücher in die Bibliothek zurückbringen.

Am Schuljahresende bekamen sie alle die Zeugnisse. Julius war nach Gloria der zweitbeste Schüler des Jahrganges und hatte mit einer Drei plus die beste Note in Zaubertränken seit mehreren Jahren. Er hatte bei den Professoren Sprout und Sinistra die Bestnoten der ganzen Klasse eingeheimst, während Lea Drake in Zaubertränken die Beste des Jahrgangs wurde. Ansonsten hatte Julius in allen anderen Fächern eine glatte Eins, bis auf die drei minus in Geschichte der Zauberei, wofür er von Gloria und Pina noch etwas zu hören bekam.

Am Abend vor den Sommerferien traten die Schüler in den großen Saal, der in Scharlachrot und Gold dekoriert war. Über dem Lehrertisch prangte golden der Gryffindor-Löwe.

"Die Gryffindors kriegen ja dieses Jahr den Hauspokal", erinnerte sich Julius.

Dumbledore wartete, bis alle Schüler und Lehrer saßen, dann bat er um Ruhe und sprach:

"Nun ist wieder ein Schuljahr um, und der Hauspokal wird vergeben. Um zu prüfen, ob wir auch richtig dekoriert haben, verlese ich noch mal die endgültigen Punktestände:

Hufflepuff 299 Punkte."

Am Hufflepuff-Tisch jubelten die Schüler. Julius konnte sehen, wie besonders die Hollingsworth-Schwestern beglückwünscht wurden.

"Slytherin gewinnt 412 Punkte", sagte Dumbledore. Julius sah, daß die Slytherins etwas enttäuscht dreinschauten, weil sie wohl mit mehr gerechnet hatten. Doch dann sahen alle das Gespann Malfoy, Crabbe und Goyle an. Julius entsann sich, daß die drei beim Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw durch ihren Auftritt als vermeintliche Dementoren fünfzig Punkte abgezogen bekommen hatten. Julius sah, wie Dracos blasses Gesicht noch bleicher wurde.

"Ravenclaw erhält 451 Punkte", verkündete Dumbledore. Sofort brach lauter Jubel am Ravenclaw-Tisch aus. Julius erhielt starke Hiebe auf die Schultern und fand sich unvermittelt in den Armen von Gloria Porter wieder, die seinen Umhang mit ihren Freudentränen benetzte.

"Hilfe, ich will das nicht!" Rief Julius innerlich. Doch das gewisse Siegergrinsen konnte er nicht unterdrücken.

"Gryffindor erhält, vor allem wegen seiner Sportlichkeit im Quidditchwettbewerb 530 Punkte." Demzufolge haben wir richtig dekoriert. Gryffindor erhält den Hauspokal dieses Jahres", verkündete der Schulleiter laut. Der Gryffindor-Tisch war ein einziger großer Beifallssturm. Julius sah, wie die Quidditchmannschaft von Gratulanten förmlich begraben wurde und dankte seinem Glück, daß er nicht so berühmt geworden war.

Nach der feierlichen Überreichung des Hauspokals an Professor McGonagall, die ihn weithin sichtbar auf den großen Tisch stellte, wurde das Festessen aufgetragen, reichlich wie am ersten Schultag.

Drei stunden später zogen die Ravenclaws mit vollen Bäuchen und großer Freude in ihr Haus zurück.

"Zweiter vor Slytherin", freute sich Kevin im Schlafsaal der Erstklässler.

"Jeder Platz vor den Slytherins ist gut", verbesserte Fredo den Bettnachbarn fröhlich.

"Habt ihr diesen Draco Malfoy gesehen und seine schweren Anhängsel?" Fragte Eric.

"Der wäre fast unter dem Tisch versunken vor Enttäuschung und Unbehagen", erinnerte sich Julius schadenfroh.

Er fragte sich, wieso sie ihm alle so stürmisch gratuliert hatten. Sicher, Gloria hatte ihm noch mal die ungefähr hundert Punkte aufgezählt, die er allein in Kräuterkunde und Astronomie erzielt hatte, doch er war doch nicht allein gewesen.

 

 

Als Julius, Gloria, die Hollingsworths, Kevin, Fredo und Glenda im Zugabteil saßen und Kevin seine gewonnenen Schokofrösche aß, freuten sich alle auf die Ferien. Julius war der einzige, der frustriert nach Hause fuhr. Er dachte an die Quidditch-Weltmeisterschaft, die er wohl nicht besuchen würde. Außerdem hörte er immer noch seinen Vater sagen:

"Du kannst davon ausgehen, daß dieser Schleimbeutel dich zum letztenmal mit seinen merkwürdigen Giftmischerlehrsätzen traktiert hat."

Da Mr. Andrews trotz seiner hohen Stellung nicht das Personal der Zaubererschule Hogwarts verändern konnte, konnte das nur heißen, daß Julius wohl im nächsten Jahr nicht mehr zurückkehren durfte. Doch Julius mußte daran denken, was Joe Brickston erzählt hatte, als er ostern bei seiner Mutter und ihm zu Besuch war. Seine Frau und seine Schwiegermutter hatten sich im Bezug auf Babettes Grundschulausbildung durchgesetzt. Und wenn Julius' Vater schon ein Unbehagen verspürte, wenn Julius zauberte, dann mußten ihm mehrere Zauberer oder Hexen, die vollständig ausgebildet waren, eine Höllenangst einjagen. Er dachte zwar daran, daß Aurora Dawn das nicht ausnutzen würde. Aber er wußte, daß er in zwei Monaten wieder in diesem Zug sitzen und sich auf ein neues Schuljahr freuen würde.

"Wißt ihr eigentlich was, Leute?" Wandte sich Julius an seine Abteilmitreisenden. Diese schüttelten die Köpfe.

"Wenn nicht schon wieder wer meint, in Hogwarts einbrechen zu müssen, werden wir bei unserer Hinfahrt keinem Dementor in die Quere kommen", frohlockte er.

"Richtig", erkannte Kevin. "Dann haben wir endlich mal Ruhe vor denen.

Etwas tappte ans Abteilfenster. Julius öffnete es und ließ einen weiblichen Steinkauz ein. Es war Trixie, die Posteule von Gloria Porter.

Sie ließ einen Brief auf Julius Kopf fallen und setzte sich auf den großen Käfig, der bei Glorias Gepäckstücken stand. Gloria ließ ihr Tier in den Käfig zurückklettern und sah zu Julius. Dieser öffnete den Brief und las leise:

 

Hallo, Julius!

Da Glorias Steinkauz gerade bei uns ankam, können wir ihn ja zu dir schicken. Womöglich sitzt du schon im Hogwarts-Express auf dem Weg nach Hause.

Deine Mutter hat uns vor drei Tagen eine Eule geschickt, die einen Brief mitbrachte, daß sie allein in die Winkelgasse wolle. Wir haben uns mit ihr getroffen und sind mit ihr in die Winkelgasse gegangen, wo sie bei Gringotts mehrere Goldgegenstände in Zauberergeld umgetauscht hat. Es waren wohl an die fünfzig Galleonen, die sie von den Kobolden bekam. Sie gab den Auftrag, das Geld in deinem Verlies zu deponieren, bevor sie mit uns zurückfuhr.

Ich wollte dir das nur schreiben, weil ich mir denken kann, daß es nur dich etwas angeht.

Ich wünsche dir schöne Ferien und hoffe, das klappt mit dem Konzert von Hecate Leviata.

mit freundlichen Grüßen

Dione Porter

 

"Aja", machte Julius erkennend.

"Was hat dir meine Mutter geschrieben?" Wollte Gloria wissen. Julius antwortete nur:

"Sie hat deine Eule gerade greifbar gehabt, um mir schöne Ferien zu wünschen. Sie hofft, daß dieses Konzert von Hecate Leviata klargeht, wenn ich schon nicht zur Quidditch-WM kann."

"Wie, du kannst da nicht hin?" Fragte Kevin.

"Du hast doch meine Eltern erlebt. Die wollen das nicht, daß ich mit Zauberern zu tun habe. Da werden sie mich wohl kaum zur Quidditch-WM lassen."

"Unverschämtheit! Wo das doch das Ereignis des Jahres ist", meinte Kevin. Julius nickte.

Am Gleis 9 3/4 traf Julius noch mal die Porters und bedankte sich für den Brief. Dann verabschiedete er sich von Kevin, den Hollingsworths, Fredo, Glenda und Gloria, bevor er seine Eltern auf der anderen Seite der magischen Barriere traf und mit ihnen fortfuhr.

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